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Der 1. Mai in Osteuropa: Picknick statt Protest

Keno Verseck
Journalist

geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.

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Keno VerseckFreitag, 06.05.2016

Osteuropäische Lohnabhängige, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger hätten genügend Gründe, am 1. Mai auf die Straße zu gehen: Der Transformationsprozess der letzten zweieinhalb Jahrzehnte hat Millionen Menschen in der Region in drastisches Elend gestürzt. Arbeitnehmerrechte wurden in beispiellosem Maß ausgehöhlt, die Arbeitsmärkte extrem flexibilisiert. Warum die Menschen am 1. Mai (oder zu anderen Gelegenheiten) dennoch gar nicht oder nur sehr selten und dann auch nicht in Massen auf die Straße gehen, hat viele Gründe. Einer ist, dass ausgerechnet die selbsternannte Vorhut der Arbeiterklasse, die Kommunisten, die Idee von Arbeiterrechten und Gewerkschaften diskreditiert haben wie sonst niemand: Nach dem Pflichtaufmarsch am 1. Mai ging es zum Picknick, die Gewerkschaften waren nicht viel mehr als Beitragskassierer und Reisebüros zur Buchung des Urlaub in staatlichen "Erholungsheimen". Die Tradition des Picknicks ist in den meisten osteuropäischen Ländern geblieben, Gewerkschaften existieren heute entweder nicht mehr oder sind bedeutungslos, ihre Führungen machen häufig mit Korruptionsaffären Schlagzeilen oder gehen obskure politische Allianzen ein. Die Webseite PoliticalCritique nahm den 1. Mai 2016 zum Anlass für einen Rundblick auf die soziale und arbeitsrechtliche Situation mehrerer osteuropäischer Länder und auf das, was dort am diesjährigen 1. Mai stattfand - oder auch nicht.

Der 1. Mai in Osteuropa: Picknick statt Protest

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