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„Die Ehe in 24 Stunden" — willkommen in Mariupol, dem Las Vegas des Donbass
Freie Journalistin
Freie Journalistin aus Wien mit Fokus auf Ukraine, Belarus und Russland. Schreibt für das Journalistennetzwerk n-ost (Link: http://ostpol.de/autoren/view/812).
Die ostukrainische Hafenstadt Mariupol ist nur wenige Kilometer von der Front entfernt. Dort hat sich zuletzt ein eigenwilliger Trend entwickelt, den man ansonsten noch am ehesten in Las Vegas vermuten würde: Express-Hochzeiten. Wie in fünf weiteren ukrainischen Frontstädten wird hier seit einem Jahr eine schnelle Eheschließung, die „Ehe in 24 Stunden", angeboten, schreibt Inga Pylypchuk für die Welt. Es sind vor allem Paare aus den nicht-anerkannten Separatistengebieten von Donezk und Luhansk, die sich hier trauen lassen. Das hat einen einfachen Grund: Die Dokumente, die von den Separatisten ausgegeben werden - vom Schulabschluss bis hin zur Heiratsurkunde - werden eben nur in den abtrünnigen Gebieten und in Russland anerkannt. So hat sich im ukrainisch-kontrollierten Mariupol eine kleine Hochzeitsindustrie entwickelt, denn beim Bund fürs Leben gehen viele Paare doch lieber auf Nummer Sicher.
Es mag ein bizarres Phänomen sein, aber es zeigt dennoch: Der Austausch zwischen den Separatistengebieten und den ukrainisch-kontrollierten Frontgebieten ist sehr rege. Laut OSZE überqueren rund 40.000 Menschen die Frontlinie, und das täglich. Mögen die Fronten zwischen Kiew, Donezk und Moskau politisch verhärtet sein, so versuchen die Bewohner des Donbass wiederum, pragmatisch mit ihrer schwierigen Situation umzugehen.
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