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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
So ein altes, aber immer noch verwendetes Sprichwort.
Die mexikanische Grenze ist das, was für Europa das Mittelmeer ist: Eine Todes- und Hoffnungszone, an der das Nord-Süd-Gefälle deutlich wird. Ein Überlebender:
Im Kühlschrank weisst du nie, wie spät es ist. Nicht mal, ob Tag oder Nacht. Der Kühlschrank ist die Zelle, wo du landest, wenn dich die Grenzpolizei schnappt. Sie heisst Kühlschrank, weil es da drin so kalt ist, und das Einzige, was sie dir geben, ist eine Decke, die aussieht, als wäre sie aus Metall. Es ist so kalt, dass ich Krämpfe in den Beinen krieg, aber das kann auch daran liegen, dass ich die ganze Zeit stehen muss.
Der Text ist eine Montage aus Reportage und Essay, Dossier und Literaturüberblick - anschaulich und analytisch. Das Zitat stammt aus Ich hatte einen Traum von Juan Pablo Villalobos, das gerade auf Deutsch erschien und auf Erinnerungen jugendlicher Flüchtlinge fußt, die gen Norden ziehen, um emigrierte Verwandte zu finden.
Wer bedenkt, dass es in Europa Skype-Eltern gibt, die in den reicheren Ländern malochen, während die Kinder bei den Großeltern aufwachsen, ahnt, das kann auch hier geschehen, geschieht schon.
Die nordamerikanische Sperranlage ist ein Produkt jener von ihr zugleich vertieften Widersprüche, die die neoliberale Globalisierung für die souveräne Integrität und Funktionsfähigkeit eines Erste-Welt-Landes aufwirft.
Und sie charakterisiert unsere Übergangsphase als eine
Zeit nach dem Zeitalter staatlicher Souveränität, aber noch vor der Formulierung und Realisierung einer Weltordnung, die an deren Stelle treten wird.
Der Text gibt einen Überblick, den man leicht vertiefen kann. Die Fotos sind Hingucker - so bitter es ist.
Quelle: Michi Strausfeld (Text) und Kirsten Luce (Bilder) republik.ch
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Toller Beitrag! Auch ich verfolge die Situation an der "southern border" seit einiger Zeit. Habe einiges selbst erleben können, als ich im vergangenen Monat in Tucson, Arizona, war. Ziemlich schlimm, was dort abgeht. Wenn man in der Wüste bei fast 50 Grad steht und sich dann vorstellt, dass Geflüchtete hier von Grenzwächtern absichtlich in die falsche Richtung - also in den Tod - geschickt werden - dann ist das schon heftig.
Besonders lesenswert ist übrigens "No Man's Land" von Francisco Cantu. Wird auch im Republik-Text erwähnt.