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Initiatorin und Vorsitzende von Publixphere e.V. Studierte Staatswissenschaftlerin, dann Doktorarbeit über Kultur, nationale Identitäten und Demokratie in der EU. 2014-15 Fellow am Berkman Center for Internet & Society at Harvard University, 2015-17 Affiliate. 2012-14 Koordinatorin des Global Network of Internet & Society Research Centers (networkofcenters.net). Inzwischen wieder auf dem Europa-Trip. Wohnhaft in Hamburg.
Ein interessantes Interview mit Naika Faroutan, Professorin für “Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik” an der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied im Rat für Migration. Hier spricht sie über Vorurteile und Identitätsfragen in der derzeitigen Flüchtlingskrise.
Faroutan kritisiert, dass in der Debatte, die Deutschland derzeit über die Flüchtlingskrise führt, ein “tief verwurzeltes, zutiefst rassistisches Ressentiment” zu Tage komme, das jedoch nicht als solches dekodiert wird. Auch den Ostflüchtlingen, die nach dem zweiten Weltkrieg in den Westen fliehen mussten, wurde nachgesagt, sie seien schmutzig und hinter den Frauen her. Was wir heute in der Debatte sehen, ist eine Wiederholung althergebrachter Muster, doch wir lernen nicht draus. Stattdessen siegt das Vorurteil.
Interessant sei z.B. die unterschiedliche Bewertung von Christentum und Islam. Oft wird Letzterer als inhärent gewaltbereit und antisemitisch bezeichnet. Auch Protestantismus und Aufklärung könnten so beschrieben werden. Doch, so Faroutan, “heutzutage wissen wir, dass diese Positionen zeithistorisch einzuordnen sind, und nutzen sie nicht, um westliche Grundwerte auf der Basis der Aufklärung und des Christentums zu delegitimieren. Wenn es hingegen um den Islam geht, werden andere Maßstäbe angelegt.” Was das mit den Muslimen mache, denen mit solchen Vorurteilen entgegengetreten werde? “Menschen tendieren dazu, sich irgendwann entsprechend den Erwartungen, die ständig an sie herangetragen werden, zu verhalten.”
Faroutan fordert ein Narrativ, das Vielfalt in den Kern unserer Identität integriert. Und zwar eines mit einer ethischen und affektiven Komponente. Deutschland könnte es schaffen. “Man muss nur auf die Signale vertrauen, die aus der Gesellschaft gesendet werden […]. Doch es scheint, als würde die laute Minderheit mit ihrer Angstmacherei und Abwehrhaltung mehr politisches Gehör finden.”
Sehr lesenswert.
Quelle: Autorin: Karen Krüger, Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin. faz.net
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wirklich sehr gut - sie muss unbedingt piqerin werden...