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Flucht und Einwanderung

Talkshows 2019: weniger Migrationsthemen, aber auch kaum Migrant*innen als Gäste

J. Olaf Kleist
Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Flüchtlingsforschung

am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), Berlin.

Gründer des Netzwerks Fluchtforschung.

Forscht zu, schreibt über und kommentiert Migrations- und Flüchtlingspolitik, insbesondere aber nicht nur in Deutschland und Europa.

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J. Olaf KleistDienstag, 31.12.2019

Talkshows stehen seit einiger Zeit nicht ganz zu Unrecht in der Kritik. Waren es in den letzten Jahren vor allem die schiefen Debatten über Migration, ist es in diesem Jahr wohl der mehr als unglückliche Umgang mit Rechtspopulismus/-extremismus. In letzterem Fall ist auch eine merkwürdige Präsenz von Teilnehmenden von rechtsaußen zu verzeichnen. Kaum eingeladen zu den Diskussionen sind hingegen -wie diese spannende Studie zeigt - nach wie vor: Migrant*innen, die ja zu beiden komplexen Themen  wichtiges beizutragen gehabt hätten. Stark unterrepräsentiert sind auch People of Colour, Ostdeutsche und Frauen. ‚Hart aber Fair‘ ist dabei besonders auffällig, ‚Maischberger‘ etwas besser, aber im Prinzip haben alle großen Talkshows das gleiche Problem. Dabei gibt es „schöne“ Datenpunkte wie:

„Allein CDU-Politiker Norbert Röttgen brachte es auf mehr Auftritte (9) als sämtliche Gäste aus Afrika, der Arabischen Welt und dem Iran zusammen (7).“

Oder: es dauerte 7 1/2 Monate bis zum ersten schwarzen Gast, der Schauspieler Charles M. Huber. Und dieser wurde nicht aufgrund seiner beruflichen Expertise eingeladen, sondern um Rassismus zu kommentieren - wofür er offenbar als Schwarzer Experte sein muss. 

Der Mangel an diversen Stimmen ist nicht wirklich verwunderlich aber ein schweres Manko für die politische Debattenkultur. Argumente, auch Personen mit Abitur seien überrepräsentiert und auch Klempner würden kaum eingeladen, verfehlen völlig den zentralen Punkt dieses Problems: es geht hier um explizit marginalisierte und gerade aktuell diskriminierte oder benachteiligte Gruppen, die zudem die ersten Betroffenen der (mit viel zu viel Aufmerksamkeit bedachten) anti-demokratischen Vertreter*innen von AfD und Co. Deshalb wären die Stimmen und Bilder von Angehörigen dieser Gruppen - explizit nicht nur als Betroffene - extrem wichtig für die demokratische Kultur, die die Talkshows wesentlich mit prägen.

Talkshows 2019: weniger Migrationsthemen, aber auch kaum Migrant*innen als Gäste

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Kommentare 2
  1. adam barek
    adam barek · vor 2 Monaten

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