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Flucht und Einwanderung

Was hieße es eigentlich wirklich, syrischen Flüchtlingen in der Herkunftsregion zu helfen?

J. Olaf Kleist
Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Flüchtlingsforschung

am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), Berlin.

Gründer des Netzwerks Fluchtforschung.

Forscht zu, schreibt über und kommentiert Migrations- und Flüchtlingspolitik, insbesondere aber nicht nur in Deutschland und Europa.

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J. Olaf KleistMontag, 07.12.2015

Wenn davon gesprochen wird, dass syrischen Flüchtlingen in den Erstzufluchtsländern geholfen werden soll, dann wird oft an bessere Bedingungen in Camps gedacht. Doch das ist es nicht, was Syrer wollen. Diese Zusammenfassung der Ergebnisse einer 12-monatigen qualitativen Studie des Refugee Studies Centres, Universität Oxford, über Lebensbedingungen von syrischen Flüchtlingen in Jordanien, Libanon und der Türkei zeigt, was wirklich benötigt wird: Möglichkeiten, sich eigenständig niederzulassen und selbständig zu leben, Bildung für Kinder und Gelegenheit, sich auf die Rückkehr nach Syrien vorzubereiten. Es sind geringe Ansprüche, die doch nicht im Ansatz erfüllt werden.

Was hieße es eigentlich wirklich, syrischen Flüchtlingen in der Herkunftsregion zu helfen?

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Kommentare 5
  1. Annika Reich
    Annika Reich · vor fast 9 Jahre

    Lieber Olaf, ich lese diesen Kanal am liebsten (außer dem Literatenfunk natürlich...), aber mich stört das Wort "Flüchtling". Die Menschen, die hierher kommen, wollen nicht so genannt werden und ich finde es in seiner Verkleinerungsform auch nicht passend. Außerdem haben wir doch keine Flüchtlingskrise, sondern eine Krise der Flüchtlingspolitik, oder nicht? Ich höre von sehr vielen Menschen, dass sie gerne Newcomer genannt werden würden. Besser als "Flüchtling" finde ich noch "Vertriebene", weil das denen, die für Vertriebene und gegen "Flüchtlinge" kämpfen, in ein Dilemma bringt. Hallo Erika Steinbach!

    1. J. Olaf Kleist
      J. Olaf Kleist · vor fast 9 Jahre

      Liebe Annika, danke für Deinen Kommentar. Die Begrifflichkeiten wenn wir über Flüchtlinge sprechen ist sicherlich eine komplizierte, auf die ich hier nicht im Einzelnen eingehen kann. Zunächst mal würde ich bezweifeln, dass die Menschen, die hierher kommen, eine einheitliche Meinung zu der Bezeichnung haben. Politische Aktivisten bezeichnen sich z.B. eher als 'Refugees', Unterstützer sprechen oft von 'Geflohenen'. Newcomer finde ich problematisch, da damit der Unterschied zwischen Flüchtlingen und anderen Migranten verwischt wird und es die Sicht auf die Flucht sehr einengt: Die meisten Flüchtlinge kommen ja eben nicht irgendwo an, sind eher 'Dis-placed'. Was nun aber die Semantik des 'Flüchtlings' angeht, so ist das 'ling' generell und eine etymologisch eine derogative Verniedlichung....

    2. J. Olaf Kleist
      J. Olaf Kleist · vor fast 9 Jahre

      @J. Olaf Kleist ...aber das Wort 'Flüchtling' wird in der Praxis nicht so verwendet. Das Wort Flüchtling ist vielmehr ein neutraler wenn nicht sogar positiver Begriff. Erst durch Zusätze entstehen hier Bewertungen - weshalb Kritiker von 'Wirtschaftsflüchtlingen' sprechen, oder jemand der einen Anspruch von Flüchtlingen unterstreichen möchte von 'Kriegsflüchtling'. Der Flüchtling selber ist zunächst jemand mit einem Schutzanspruch - legal aber auch im Alltagsverständnis. Ich sehe daher zurzeit kein reales Problem in dem Begriff. Das kann sich durchaus ändern. Der Begriff 'Asylant' z.B. war ursprünglich ein neutraler Begriff aus der Amtssprache - analog zum 'Migrant'. Doch ist er in den 1990ern so abwertend benutzt worden, dass er sich inzwischen verbietet. Wenn das auch mit dem Flüchtlingsbegriff passiert,

    3. J. Olaf Kleist
      J. Olaf Kleist · vor fast 9 Jahre

      @J. Olaf Kleist ...der in den letzten Jahrzehnten diverse Konnotationen hatte, muss man sich vielleicht an einen anderen Begriff halten. Aber soweit ist der deutsche Begriff für Migranten mit Schutzanspruch 'Flüchtling'. Im Übrigen stellt der Bund der Heimat(!)vertriebenen schon längst eine Verbindung zwischen den deutschen Vertriebenen und heutigen Flüchtlingen her - das ist noch eine ganz andere ideologische Herausforderung. Eine politische Herausforderung ist vielmehr als eine Begrifflichkeit, wie definieren wir eigentlich 'Flüchtlinge' und damit, wer bleiben darf und wer nicht. Denn letztlich geht es um Gewalt, Status und Rechte, nicht um Buchstaben.

      Sorry, dass das eine so lange Antwort wurde - wie gesagt, es ist ein kompliziertes Thema, und man mag hier durchaus unterschiedliche Meinung sein.

    4. Annika Reich
      Annika Reich · vor fast 9 Jahre

      @J. Olaf Kleist Danke für Deine Antwort! Du hast vollkommen recht, natürlich haben die Newcomer nicht alle eine Meinung. Deswegen würde mich interessieren: Wie wollen denn die "Flüchtlinge" mit denen Du gesprochen hast, genannt werden? Und ab wann ist jemand kein "Flüchtling" mehr? Ich schreibe in meinen Texten immer von Menschen, die hierher geflohen sind, damit der Relativsatz relativ schnell wegfallen kann. Und, ja, klar, geht es um eine politische Herausforderung, aber die Art der Berichterstattung trägt sehr wohl etwas dazu bei, wie Politik wahrgenommen und betrieben wird. Bist Du denn auch nicht meiner Meinung, dass wir es nicht mit einer "Flüchtlingskrise", sondern mit einer Krise der "Flüchtlingspolitik" zu tun haben? Schöne Grüße, Annika

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