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Alexandra Rojkov wurde in St. Petersburg geboren und kam als Kontingentflüchtling nach Deutschland. Als Journalistin hat sie mehrere Jahre im Nahen Osten gelebt und schreibt aktuell vor allem über Konflikte und Migration, u.a. für DIE ZEIT, das Magazin der Süddeutschen Zeitung und Geo.
Was ist deutsch? Gibt es eine Leitkultur? Wer sind wir? Seit fast drei Jahren streitet das Land über diese Fragen, so heftig und andauernd, dass man glaubt, es sei längst alles gesagt.
Trotzdem lohnt es sich, dieses Interview zu lesen, das das Magazin der Süddeutschen Zeitung mit Dieter Borchmeyer und Zafer Şenocak geführt hat. Borchmeyer ist Literaturwissenschaftler, Şenocak Schriftsteller. Was sie eint: Beide haben ein Buch über das Deutschsein geschrieben.
Borchmeyer analysiert die Nation vor allem durch die historischen Schriften von Schiller, Goethe und Thomas Mann. Şenocak, der 1970 aus der Türkei nach Deutschland kam, musste sich das Deutschsein erst aneignen, und beschreibt das Land durch seine persönlichen Erfahrungen.
Der deutsche Professor und der integrierte Migrant - von einer solchen Konstellation erwartet man Phrasen. Doch die Interviewten vermeiden Pathos. Stattdessen besticht das Gespräch durch Ehrlichkeit und eine Detailtreue, die man fast zärtlich nennen könnte.
Sie ist spürbar, wenn Borchmeyer Schillers Aufruf zitiert, sich "zu Menschen" zu bilden. Oder wenn Şenocak sich erinnert, wie er als Kind ein Büchlein anlegte, in dem er deutsche Worte wie „Nachtruhe“ notierte. Man merkt beiden an, dass ihnen das Land wichtig ist, und dass sie deshalb umso intensiver nach einem Weg aus der Identitätskrise suchen.
Ihre Aussagen sind ehrlich - und hart. "Wir Deutsche haben dieses schlechte Gewissen, weil wir das fürchterlichste Unheil der Weltgeschichte angerichtet haben, und wollen unbedingt zeigen, dass wir eigentlich ganz anders sind" - so fasst Borchmeyer die Willkommenskultur 2015 zusammen. Und Şenocak sagt: "Die Gründe für den Konflikt zwischen westlicher und islamischer Welt sind hausgemacht, liegen in letzterer und können auch nur dort gelöst werden."
Die beiden Denker finden viele Parallelen, aber auch Differenzen. Vor allem diese: Şenocak ist Optimist. "Das unterscheidet Sie vom deutschen Durchschnittsintellektuellen", sagt sein Kontrahent.
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