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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Flucht und Einwanderung Fundstücke
Emran Feroz, geboren und aufgewachsen in Innsbruck, hat afghanische Wurzeln und in Tübingen Politikwissenschaft und Philosophie studiert. Seit mehreren Jahren ist er als freier Journalist und Autor für viele deutsch- und englischsprachige Medien (u.a. taz, Deutschlandfunk, Deutsche Welle, Al Jazeera, The New York Times, The Intercept) tätig. Aus seiner afghanischen Heimat berichtet er regelmäßig. Zu seinen Schwerpunkten gehört der Drohnen-Krieg sowie die politische Lage in Nahost und Zentralasien. 2017 veröffentlichte er das Buch "Tod per Knopfdruck" zum US-Drohnen-Krieg. 2018 folgte "Kampf oder Untergang", ein Gesprächsband mit Noam Chomsky. 2021 erschien sein letztes Buch "Der längste Krieg - 20 Jahre War on Terror".
2019 ist Wahljahr in Afghanistan. Was das bedeutet und wer die Kandidaten sind, möchte ich hier zusammenfassen.
1. Insgesamt treten 15 Kandidaten an, darunter auch der aktuelle Präsident Ashraf Ghani. In Afghanistan geht man nicht als Partei ins Rennen, sondern als Einzelperson. Gleichzeitig stellt man sein Team, bestehend aus zwei Vizepräsidentschaftskandidaten, auf. Erklärt wird dies auch in diesem Beitrag der Washington Post.
2. Auffallende Kandidaten neben Ghani sind Hanif Atmar, sein ehemaliger Sicherheitsberater, der bekannte Warlord Gulbuddin Hekmatyar sowie der gegenwärtige Regierungschef Abdullah Abdullah. Über den "Schlächter", der ins Präsidentenamt will, hat auch die Tagesschau vor Kurzem berichtet.
3. Hekmatyar ist nicht der einzige Schwerverbrecher. Zu Ghanis Unterstützern gehört Asadullah Khaled, den er vor wenigen Wochen zum Verteidigungsminister ernannt hat. Der ehemalige Geheimdienstchef ist laut UN, Human Rights Watch usw. ein Massenmörder und Folterer. Hier ein aktueller Bericht. Auch im Team von Atmar lassen sich bekannte Warlords finden.
4. Viele Kandidaten sind unbedeutend. Das war auch bei vergangenen Wahlen der Fall. Am Ende schließen sie sich wahrscheinlich einem wichtigen Team an. Wessen Teams könnte das betreffen? Meine Einschätzung: Ghanis, Atmars und Abdullahs. Die Ethnienkonstellation spielt in Afghanistan natürlich auch eine Rolle. Alle drei Männer sind Paschtunen. Abdullah verlor 2014 und 2009 nur knapp gegen Ghani und dessen Vorgänger Hamid Karzai. Bis heute heißt es, dass in beiden Fällen Wahlbetrug im Spiel war.
5. Ganz großes Minus: Die Hälfte Afghanistans wird in den aktuellen Wahlkampagnen nicht berücksichtigt. Warum? Weil es praktisch keine Frauen in den Teams der Kandidaten gibt. Dies ist auch bei anderen politischen Fragen der Fall, etwa wenn es um Friedensverhandlungen mit den Taliban geht. Einen kritischen Beitrag hierzu gibt es bei der Deutschen Welle.
Quelle: WaPo EN washingtonpost.com
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