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Athen Now! - ein einfühlsames Porträt des kreativen Athens
Autorin und Subkulturforscherin
Anne Hahn, in Magdeburg geboren, lebt seit 1990 in Berlin. Studium der Kunstgeschichte/Geschichte in Berlin und Florenz. Seit 1999 Porträts, Reportagen und Rezensionen in verschiedenen Medien. Buchveröffentlichungen u.a.: "Satan, kannst du mir nochmal verzeihn - Otze Ehrlich, Schleimkeim und der ganze Rest" (mit Frank Willmann) Ventil Verlag 2008, "Pogo im Bratwurstland: Punk in Thüringen" LzfpB, 2009, „DreiTagebuch“ Roman, „Gegenüber von China“ Roman, beide Ventil Verlag, 2014, "Das Herz des Aals", Roman, Ventil Verlag 2017, "Mitten drin - Fußballfans in Deutschland" BfpB, 2018, "Vereint im Stolz - Fußball, Nation und Identität im postjugoslawischen Raum", BfpB 2021
"Athens is the new Berlin" sprüht Cacao Rocks auf die Wand eines Dachausstiegs mitten in Athen. Mehr Freiheit, mehr Möglichkeiten haben die Künstler hier, meint der Street Artist und schaut über die nächtlich beleuchtete Stadt, die angestrahlte Akropolis. Eine Freundin zeigt ihren Gästen, die zur gerade eröffneten Documenta anreisen, am liebsten nur diese nächtliche Ansicht der Stadt, da sie sich für die Müllberge schämt, die der Tag offenbart, die vielen Obdachlosen und Flüchtlinge, die mit Kind und Kegel durch die Straßen streifen, sagt der Radiomoderator und spielt den nächsten Song an. Wir lernen einen Fotoreporter kennen, einen mobilen Waschsalon für Obdachlose, zwei Musiker. Erfahren von einem Leben in Arbeitslosigkeit, Straßenkämpfen, Chaos. Athen ist bunt, laut und desaströs.
Für den Filmemacher Heiko Lange lag der Reiz vor allem darin, "die Atmosphäre einer Stadt wiederzugeben, die am Abgrund wandelt. Eine Stadt, die nur noch in Verbindung mit dem Wort Krise genannt wird. Finanzkrise, Schuldenkrise, Flüchtlingskrise." Er wollte wissen, wie die Menschen damit umgehen. Zeigen, wie es sich anfühlt, in einer Stadt zu leben, die sich aufzulösen scheint. "Da Künstler generell viel zweifeln, hinterfragen und reflektieren, sind sie es auch, die dabei oftmals als Erstes in meinen Fokus rücken". Dem in Berlin lebenden Filmemacher ist mit seiner halbstündigen Reportage ein vielschichtiges und berührendes Porträt der Athener kreativen Generation um die 30 gelungen, auch wenn Frauen nur tänzerisch dekorative Nebenrollen spielen - empfehlenswert!
Dass die Documenta in einer am Abgrund taumelnden Stadt eher skeptisch gesehen wird, scheint plausibel. Dient Athen als exotische Kulisse für ein elitäres Kunstspektakel? Hat die Kunstwelt eine Chance verpasst? Erste Kritiken scheinen dies zu bestätigen.
Quelle: 3 sat 3sat.de
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