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Auf einen Kaffee, Tee, Sherry und Martini mit Truman Capote

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannMittwoch, 18.05.2016

Interviews mit Schriftstellern fand ich lange Zeit so spannend wie das Häuten von Zwiebeln. Bis ich auf das Magazin The Paris Review gestoßen bin, aus dem ich in loser Folge in den nächsten Wochen einige dieser herrlichen Plauderstunden mit legendären Autoren vorstellen will. 

Es sind keine kritischen, sondern sorgfältig erkundende Fragen, die die Paris Review stellt, selbst störrische Charaktere wie Hemingway kommen einem plötzlich so nahe, als säße man selbst mit ihnen beim Kaffee, dann Pfefferminztee, dann Sherry, dann Martini - das ist zumindest die Trinkroutine von Truman Capote, dem ersten Interviewgast. 

Capote hat mit Holly Golightly, der Hauptfigur aus Frühstück bei Tiffany’s eine Ikone geschaffen, und mit dem Roman Kaltblütig den Journalismus revolutioniert. Es ist fast unmöglich, einzelne Zitate aus diesem 1957 von Pati Hill geführten Interview auszuwählen, weil fast alles, was er sagt, so geistreich ist. Selbst wenn man die Autoren weder kennt noch (bis dahin) mag, vermitteln die Gespräche viel Wissen.

In der Einleitung erfährt man ein wenig über Capote’s Zuhause, wo ihn Hill beim Auspacken eines riesigen hölzernen Löwen überrascht. Capote ist schrecklich verliebt in den Holzlöwen, hat ihn aber nur gekauft, um ihn zu verbrennen - was einem weniger bekloppt als vertraut vorkommt, wenn man seine Kurzgeschichten kennt. 

Die Interviewfragen selbst sind wie gesagt eher banal, drehen sich um Schreibstil, -technik, Vorbilder und Gewohnheiten. Capote macht ein Spektakel draus, mixt in seine Antworten Anekdoten und Klatsch und Tratsch.

Für folgende drei Zitate habe ich mich schließlich entschieden:

• Wie man seinen Schreibstil verbessern kann

“Work is the only device I know of. Writing has laws of perspective, of light and shade, just as painting does, or music. If you are born knowing them, fine. If not, learn them. Then rearrange the rules to suit yourself. Even Joyce, our most extreme disregarder, was a superb craftsman; he could write Ulysses because he could write Dubliners.”

• Über Schreibgewohnheiten

“I am a completely horizontal author. I can’t think unless I’m lying down, either in bed or stretched on a couch and with a cigarette and coffee handy. I’ve got to be puffing and sipping. As the afternoon wears on, I shift from coffee to mint tea to sherry to martinis.”

• Über Emotionen beim Schreiben

"(…) Dickens, as he wrote, choked with laughter over his own humor and dripped tears all over the page when one of his characters died. My own theory is that the writer should have considered his wit and dried his tears long, long before setting out to evoke similar reactions in a reader."

Auf einen Kaffee, Tee, Sherry und Martini mit Truman Capote

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Kommentare 1
  1. Alexander Krützfeldt
    Alexander Krützfeldt · vor mehr als 8 Jahre

    Danke für die Empfehlung, da kann man sich echt ziemlich lang aufhalten... top

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