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Das "Treuhand-Trauma" von Bischofferode

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannSamstag, 28.07.2018

Im Sommer 1993 gingen zwölf Kumpel des Kalibergwerks im thüringischen Bischofferode in einen Hungerstreik für den Erhalt ihres Werkes. Die Bilder gingen um die Welt. Vor der Wende war es ein lukratives Werk gewesen, die "Kali Ost", die Bergwerke der DDR, exportierten mehr Kalisalze als die BRD. Die "Kali West" hatte ihre Reviere gleich auf der anderen Seite der ehemaligen innerdeutschen Grenze, in Hessen. Kalisalze kommen als oder in Dünger in der Landwirtschaft zum Einsatz. 

Nach der Wende sollte der ehemals volkseigene Betrieb mit rund 23.000 Mitarbeitern privatisiert werden. Das staatliche Unternehmen, das diese Transformationen managen sollte, hieß Treuhand. Binnen weniger Wochen verloren 10.000 Kumpel ihre Arbeit oder wurden von der Kali West abgeworben. Die "Kali Ost" wurde an BASF verkauft, wenn man das so nennen kann. Der bis heute weitestgehend geheime Deal zwischen Treuhand und BASF brachte dem Chemieriesen eine Milliarde DM ein, sowie die ebenfalls milliardenschwere Zusage des Bundes, die Entsorgung der Altlasten zu übernehmen.

Von zehn Bergwerken im Osten blieben zwei. Bischofferode mit seinem kleinen, aber lukrativen west- und nordeuropäischen Kundenstamm spielte in dem weltweiten, kartellartig organisierten Geschäft der BASF keine Rolle.

Bischofferodes Gruben wurden geflutet und damit Kalisalz im Wert von heute rund 3,5 Mrd. Euro unbrauchbar gemacht - "Nordthüringen könnte reich sein", heißt es in dem dramatischen, zurückhaltend erzählten Dokumentarfilm von Dirk Schneider, in dem ehemalige Kumpel, Spitzenpolitiker und Treuhand-Vertreter sowie historische und aktuelle Aufnahmen die verheerende, undemokratisch bis illegale Privatisierungspolitik der Treuhand beschreiben. 

Bischofferode war kein Einzelfall, und ich glaube, es wird bis heute unterschätzt, wie groß der Schaden an Wirtschaft und Gesellschaft Ostdeutschlands war, den die Treuhand verursacht hat. 

Das "Treuhand-Trauma" von Bischofferode

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Kommentare 1
  1. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor 6 Jahren

    Auf Youtube ist der Beitrag noch verfügbar, in der Mediathek leider nicht mehr. https://www.youtube.co...

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