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1986 in Kiew zur Welt gekommen. Seit zwanzig Jahren einer von den guten Einwanderern. In Leipzig Politikwissenschaft, Soziologie und Philosophie studiert. An der Deutschen Journalistenschule zum Redakteur verarbeitet. Seitdem beseeltes Berliner Edelprekariat. Ach ja, bei Hanser Berlin Literatur verbrechend. Das mach ich wirklich gern.
"Alte Leute hinter Gardinen, das sind die Gefährlichsten", erklärt die Hauptprotagonistin dieser Reportage so wunderbar klischeebrechend. So wie dieser gesamte Text über den Berufsalltag einer Schweizer Privatdetektivin im Rentenalter ein einfühlsamer Klischeebruch ist. Ganz nebenbei die Frage mitverhandelnd, wie viel diese Gesellschaft gealterten Menschen überhaupt zutraut.
Vor sechs Jahren beschloss Louisa Erismann also, sich zur Privatdetektivin ausbilden zu lassen, statt in Unterforderung zu veröden. "In einer Welt, die sich vor allem für Jugend und Schönheit interessiert, können Menschen jenseits der sechzig schnell zu Hintergrundmenschen werden." Was eigentlich keine schlechte Voraussetzung ist, um unbemerkt zu observieren. Wer ist diese Frau im Hintergrund? Was sind ihre Hintergründe?
REPORTAGEN-Autorin Juliane Schiemenz begleitet Erisman beim Beschatten untreuer Ehemänner, verstrittener Nachbarn, ums Sorgerecht kämpfender Elternteile. Darf sogar mitermitteln, versteckt sich mit der Detektivin in Hauseingängen, probiert Ponchos an, um eine Ablenkung zu schaffen.
Vor allem begleitet Schiemenz ihre Heldin aber auch in deren Innenleben, die gescheiterte Ehe, ihre Gedanken, wenn sie den Menschen bei ihren Betrügereien zusieht, die zwei Katzen zuhause, das Mädchen, das sie weiter im Gesicht der alten Frau sieht. Eine große Nähe aufbauend, wie es nur wenige Reporter*innen können. Und so stecken unter den tollen Beschreibungen eines unorthodoxen Berufes (ausgeführt von einer noch unorthodoxeren Frau) die ganz großen elementaren Fragen unseres Daseins. Fantastischer Text.
Quelle: Juliane Schiemenz Bild: Dario Forlin Artikel kostenpflichtig reportagen.com
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