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Der Krieg gegen die kulturelle Identität
Autorin und Podcasterin
Katrin Rönicke, Jahrgang 1982, hat Erziehungswissenschaften und Sozialwissenschaften studiert und arbeitet als Podcastproduzentin, Buchautorin und Co-Chefin des Podcastlabels "hauseins". Sie lebt mit ihren beiden Kindern in Berlin.
Ihre Themen sind Internationale Politik, Emanzipation & Sex. Sie arbeitet unter anderem für den RBB und für Audible. 2015 erschien ihr Buch "Bitte freimachen - Eine Anleitung zur Emanzipation" bei Metrolit und im März 2017 "Sex. 100 Seiten" bei reclam.
„Schon lange ist die bewusste Zerstörung von Denkmälern, Büchern und Kunstwerken aller Art wesentlicher Bestandteil der Kriegsführung. Doch dieses Kriegsverbrechen wird noch viel zu selten geahndet."
Die Dokumentation „Die Kulturzerstörer" auf 3sat (noch bis 28.02.2018 verfügbar in der Mediathek) beschäftigt sich mit der Geschichte des Krieges gegen Kultur, gegen Völker und gegen ganze Zivilisationen. Im 20. Jahrhundert hat die Welt viele solcher Kriege erlebt, die Doku steigt mit dem furchtbaren Beispiel der Armenier ein, aber die Menschheit und die Vereinten Nationen haben sich sehr schwer damit getan, aus diesen Erlebnissen zu lernen.
Angesichts der Zerstörung der Wüstenstadt Palmyra durch den Islamischen Staat ist die Beschäftigung mit kulturellem Genozid leider aktueller denn je. Und auch die Leugnung des Völkermordes an den Armeniern durch die türkische Regierung macht diesen Beitrag zu einer aktuellen Bestandsaufnahme: Wo steht die Menschheit? Und warum werden Kriege immer wieder auf dem Rücken von Kulturdenkmälern, Monumenten oder - wie im Fall des Balkan-Krieges - Büchern und Bibliotheken geführt?
Die Wissenschaftler_innen, die im Film zu Wort kommen, führen als zentrales Ziel die komplette Auslöschung der Opfergruppe an. Mit einem biologischen oder physischen Genozid erlischt noch lange nicht die Erinnerung. Wenn man aber Wüstenstädte, Bibliotheken, Moscheen und Dörfer dem Erdboden gleich macht, wird es schwerer nachzuweisen, dass hier Menschen gelebt haben, dass sie eine ganz eigene Kultur hatten, dass man sie ausgelöscht hat.
„Man kann Geschichte auslöschen, indem man all ihre physischen Spuren eliminiert. So als wäre da nie irgendwas gewesen. Ohne Überreste, weil alles verschwunden ist."
In diesem Krieg sind die Bauwerke die Ziele. Denn Gebäude sind Teil einer ganzen kulturellen Identität. Der Krieg gegen die Kultur erreicht eine neue Dimension. Wegschauen gilt nicht.
Quelle: Tim Slade 3sat.de
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