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Deutschlands größter Sturmgewehrfabrikant steht vor einem wohl entscheidenden Jahr

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsSonntag, 29.12.2019

Für einen eher kleinen Mittelständler macht dieses Unternehmen seit Wochen große Schlagzeilen. Heckler & Koch aus Oberndorf, in der Nähe des Schwarzwaldes, dürfte die Öffentlichkeit wohl kaum dermaßen interessieren, würden in der Fabrik in Baden-Württemberg und an Standorten im Ausland nicht Produkte entstehen, die von Soldaten, anderen Sicherheitskräften, Rebellen, Terroristen und auch Kriminellen in fast jedem Konflikt auf der Welt eingesetzt werden. In Mexiko töteten Angehörige eines Drogenkartells damit Studenten, in Myanmar erschossen Soldaten damit Demonstranten, im libyschen Bürgerkrieg griffen damit Freischärler die Söldner Gaddafis an: Heckler & Koch stellt Sturmgewehre, Maschinenpistolen, Granatmaschinenwaffen, Maschinengewehre und Pistolen her.

Nun feiert das Unternehmen sein 70-jähriges Bestehen. Aber große Feststimmung dürfte in Oberndorf kaum aufkommen. Von einem Machtkampf hinter den Kulissen schrieben zahlreiche Medien kurz vor Weihnachten. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung versuchte ein Aktionär, zwei von drei Aufsichtsräten abzulösen. Der Vorstoß scheiterte, der Aktionär aber strebt an, seine Anteile deutlich zu erhöhen. Was danach passiert, bleibt offen. Leicht wird das Jahr 2020 auf keinen Fall für Heckler & Koch. Die Stuttgarter Zeitung fasst die Probleme in einem längeren Stück zusammen, unter anderen sieht die finanzielle Situation gar nicht rosig aus:

"Sorgenfalten gibt es bei einem Blick in die Bücher. Die Geschäfte an sich laufen zwar gar nicht mal schlecht – die Auftragsbücher sind voll, der Umsatz zog an und zuletzt wurden nach zwei Verlustjahren wieder kleine Quartalsgewinne eingefahren. Doch das Problem des 237 Millionen Euro schweren Schuldenbergs bleibt ungelöst – in etwa gleich hoch ist der Jahresumsatz, den H&K mit Sturmgewehren, Pistolen, Maschinengewehren und anderen Waffen erzielt."

Helfen könnte Heckler & Koch ein Großauftrag, den die Bundeswehr zu vergeben hat: Sie sucht ein neues Standardgewehr für die Truppe. Damit sind so viele Millionen zu verdienen, dass die Schulden von Heckler & Koch bei einem Zuschlag schon bald kein so drückendes Problem mehr sein dürften. 2020 dürfte hier recht bald eine endgültige Auswahl des Verteidigungsministeriums bringen und damit für Heckler & Koch die Entscheidung, ob das neue besser als das alte Jahr wird.

Deutschlands größter Sturmgewehrfabrikant steht vor einem wohl entscheidenden Jahr

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Kommentare 3
  1. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor fast 5 Jahre

    Wäre es besser, wenn H&K nicht mehr vorrangig exportieren, sondern die Bundeswehr beliefern würde? Zumindest bliebe damit eine gewisse Kontrolle, wer die Waffen verwendet.

    1. Hauke Friederichs
      Hauke Friederichs · vor fast 5 Jahre

      Heckler & Koch ist bereits seit Jahrzehnten Haus- und Hoflieferant der Bundeswehr. Seit der Wiederbewaffnung schon. Da die Truppe längst nicht mehr so groß ist wie zur Zeit des Kalten Krieges, reicht es nicht, nur die Bundeswehr zu beliefern. Exporte sind aus Sicht des Unternehmens zwingend. Heckler & Koch hat sich nach all den Skandalen der vergangenen Jahre aber selber einen neuen Kurs verordnet: die "Grüne-Länder-Strategie". Beliefert werden sollen nur noch Länder, die Mitglied der EU und/oder der NATO sind oder Staaten, die als "gleichgestellt" gelten wie Australien, Schweiz und Neuseeland. Allerdings arbeitet das Unternehmen noch alte Aufträge ab....

    2. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor fast 5 Jahre

      @Hauke Friederichs Ah, danke für die Erklärung. Die "grünen Länder" werden im Artikel auch erwähnt, die Altaufträge allerdings nicht. Damit ist das zunächst nicht mehr als eine PR-Strategie?

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