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Die anatomische Venus – verstörend schöne medizinische Modelle aus dem 18. Jahrhundert

Tino Hanekamp
Autor

Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.

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Tino HanekampDonnerstag, 23.06.2016

Ist ja auch unschön: Da will man Arzt oder Ärztin werden und Leben retten und muss erstmal in Leichen rumwühlen, um zu begreifen, wie so ein Mensch überhaupt funktioniert. Im 18. Jahrhundert war das mit der Leichenfledderei zu medizinischen Zwecken jedoch nicht sonderlich angesagt, allein schon aus religiösen Gründen, weswegen Künstler Wachsfiguren schufen, die Einblicke in den menschlichen Körper boten. Alle diese Figuren stellten Frauen dar, schöne Frauen in teilweise erotischen Posen – mit geöffneter Bauchdecke, fehlendem Gesicht, aufgeklapptem Brustkorb, die Organe, Sehnen, Adern, Muskelstränge bloß gelegt. Joanna Ebenstein vom Morbid Anatomy Museum in Brookly reiste  jahrelang durch die Welt auf der Suche nach eben diesen Figuren und veröffentlichte nun ein Buch zum Thema: 'The Anatomical Venus'. Stellt sich die Frage: Warum waren das alles Frauen, jung, schön und teilweise geschminkt? Warum nicht mal ein Anatomical Adonis? Weil nur Männer Ärzte werden konnten und man ihnen den Tod und seine ästhetischen Unannehmlichkeiten nicht zumuten wollte.

“The Anatomical Venus solved this problem by appearing alive and free of pain, blood, and gore, and by drawing on a long tradition of artistic depictions of Venus, goddess of love, beauty, and fertility.“

Die anatomische Venus – verstörend schöne medizinische Modelle aus dem 18. Jahrhundert

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