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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Sid Meier ist eine Legende! Und seine Strategiespiel-Reihe Civilization ist ein Meilenstein der Gaming-Geschichte. Doch handelt es sich auch um gutes Lehrmaterial für den Geschichtsunterricht? Zumindest glaubt das der Publisher Take-Two Interactive und entwickelt zur Zeit eine Modifikation des fünften Teils der Serie namens CivilizationEdu. 2017 soll die ›Lernsoftware‹ für US-amerikanische Schulklassen zur Verfügung stehen und in erster Linie über zusätzliche Analyse- und Kontrollmöglichkeiten für Lehrkräfte verfügen. Hat man sich jedoch mit den Inhalten und Regelsystemen von Civilization V etwas auseinandergesetzt, kommen Zweifel auf, ob das wirklich eine gute Idee ist. Sam Zucchi hat auf Kill Screen ein paar der gravierendsten Probleme unter die Lupe genommen.
Was Civilization gut kann, ist Geschichte als etwas zu zeigen, das nicht zwangsweise von den großen Entscheidungen einzelner Persönlichkeiten gestaltet wird, sondern noch viel mehr von biogeografischen Konfigurationen und der Verteilung von Ressourcen abhängig ist. Die Spielserie zeichnet ein organizistisches Geschichtsbild – wie der Historiker Hayden White wohl attestieren würde – und orientiert sich insbesondere an dem Pulitzer-Preisgekrönten Sachbuch Guns, Germs, and Steel von Jared Diamond. Doch da hört der historische Mehrwert eigentlich auch schon auf. Denn ansonsten ist die Civilization-Reihe geprägt von kulturellen Stereotypen, von einem präsentistischen, eurozentrischen Zivilisations- und Wissenschaftsverständnis sowie den obligatorischen, reduktionistischen Zugeständnissen an eine unterhaltsame Spielerfahrung. Auch in der Vergangenheit wurde Schülern und Schülerinnen grober Unsinn beigebracht, aber es gibt keinen guten Grund, neuen Unsinn hinzuzufügen:
[CivilizationEdu] risks teaching students that science has always been a monolithic, linear project; that battles are like chess, where pieces are cleanly wiped out by others; that everything is fundamentally reducible to a Western experience.
Quelle: Sam Zucchi EN killscreen.com
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Positiv kann man bei ›Civilization V‹ anmerken, dass es die ›Barbaren‹ anonymisiert hat und nicht mehr – wie noch im Vorgänger – explizit mit Jäger- und Sammlergesellschaften gleichsetzt. Außerdem werden die Charaktereigenschaften von Kulturen nun zufällig verteilt und nicht mehr – ebenfalls wie früher – stereotyp zugewiesen, in rassistischer Tradition so genannter ›Völkertafeln‹ [https://de.wikipedia.o...]. Dennoch bleibt eine ›Geschichtssimulation‹, die den Prozess der Zivilisierung als etwas darstellt, das zwingend zur ›besten aller Zeiten‹, der Gegenwart, in westlichen Gesellschaften führt.