sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.
Eine Redakteurin der Hamburger Morgenpost (Boomer) diskutiert mit zwei Volontärinnen (Millennials) im Grunde über Fragen, die uns auch hier gerade beschäftigen — Warum ist das Wort Zigeuner verletzend? / Und warum war das so grässlich, was da in dieser TV-Talk-Show letztens passiert ist? Vor allem aber geht es um den moralischen Furor der Jungen und die Genervtheit der Älteren, die sich davon derzeit so gemaßregelt fühlen.
Das bereichernde an diesem Gespräch ist, dass beide Seiten wirklich miteinander reden. Auszüge:
Stephanie: Au weia, was für ne Keule. Ihr sitzt auf einem moralisch sehr hohen Ross.
Charlotte: Warum sollen wir uns mit weniger zufrieden geben, als wir verdienen, als Frau, als schwarze Person, als Sinti und Roma? Ich verstehe nicht, dass man so unpassioniert sein kann, was Gerechtigkeit angeht. Ich möchte mich als schwarze Frau in der Gesellschaft auch willkommen fühlen, aber das geht nicht, wenn jemand mit einer verbalen Walze ankommt. Als Kind habe ich den Otto-Film gesehen mit den sieben Zwergen und da wird dieser Witz gemacht, der Jäger wird mit dem N-Wort verwechselt und im Kino haben alle gelacht. Ich habe das nicht kapiert und mein schwarzer Vater auch nicht. Was ist daran so lustig? Und das war 2004.
Sina: Wir machen doch im Prinzip nichts anderes, als das, was eure Generation gefordert hat zum Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau. Wir führen das, was ihr erreicht habt jetzt weiter, wir fordern Gleichberechtigung auch in der Sprache.
...
Charlotte: Vieles haben wir nur erreicht, weil wir so nervig und penetrant sind. Wir nerven euch ja sogar auf Social Media, wir verfolgen euch bis in eure vier Wände. Wir sind überall.
Stephanie: Jetzt krieg ich Angst ... Ist das nicht wahnsinnig anstrengend, immer so wütend zu sein?
Charlotte: Doch! Das ist wahnsinnig anstrengend und manchmal weint man auch, aber ich kämpfe für eine bessere Welt. Ich möchte, dass mein Kind keinen Rassismus erlebt im Kindergarten.
Stephanie: Das möchte ich auch, liebe Charlotte. Unbedingt. Ich glaube, was uns unterscheidet, ist die Bedeutung, die wir Dingen zumessen. Für mich ist ein blöder Spruch auf Martin Sonneborns T-Shirt hinzunehmen, Ausgrenzung im Kindergarten nicht. Eure Skandal-Schwelle ist unheimlich niedrig. Für euch gibt es keine unwichtigen Sachen, keine doofen Witze, für mich schon.
...
Stephanie: Okay, letzte Frage: Ich wünsch mir von euch ein bisschen mehr Lockerheit und weniger moralischen Furor. Was wünscht ihr euch von uns?
Charlotte: Mehr Haltung, weniger von dem „Sind-ja-nur-dumme-Witze“-Wischiwaschi.
Sina: Dass wir mehr auf Augenhöhe miteinander reden.
Zoomt man sich mal ein bisschen raus, zeigt sich diese Boomer vs. Millennials-Nummer als klassischer Generationskonflikt, wie es ihn vermutlich gibt, seitdem Menschen denken können. Trotzdem verstehe ich nicht, warum viele Ältere heute so gegen diesen "moralischen Furor" wettern. Hatten sie den denn (in vielen Fällen) in ihrer Jugend nicht auch? Sehen sie denn nicht, dass auch SIE damit einiges erreicht haben, damals? Wann wird man vom Aufbegehrer zum Bewahrer? Ist die Angst vor dem Furor der Jungen wirklich berechtigt? Warum macht einen deren Wut eigentlich so wütend? Und wäre die angemessenere, klügere, zweckdienlichere und auch gesündere Rolle der Älteren nicht eine verständnisvoll und gelassen beobachtende, also zu sagen: "Hey, ihr schießt da zuweilen übers Ziel hinaus, aber ich weiß wie’s ist, ich war ja auch mal so, und der Gesellschaft hat’s eher genützt als geschadet.“ Denn die Revolution wird’s ja nicht geben. Im besten Fall entwickeln wir uns ein bisschen weiter. Zudem geht's den Jungen heute ja nicht darum, dass alle LSD nehmen oder der Kommunismus eingeführt wird. Sie wollen Bewusstsein schaffen für Sprache und Ausgrenzung, kämpfen für eine gleichgestellte Gesellschaft, gegen den Klimawandel und vor allem dafür, dass Menschen für ihr Handeln Verantwortung übernehmen. Vor allem geht es um Verantwortlichkeit. Letztlich eine bürgerliche Idee.
Quelle: Stephanie Lamprecht / Sina Riebe / Charlotte Nzimiro Bild: hfr www.mopo.de
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Fundstücke als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
was mich stört ist, dass die einen immer fragen, warum "das verboten ist" oder "warum man das nicht darf" und de facto ist es ja nunmal so, dass es nicht verboten ist und man es sehr wohl darf. Und von den anderen würde ich mir händeringend wünschen, dass sie sich bekennen, dass das auch so bleiben muss.
Altersgerecht gruseln mich die beiden Millenials hier auch an mehreren Stellen und das obwohl ich inhaltlich eher auf ihrer Seite stehe. Mir kam der Gedanke, dass man "intersektional" nicht verstehen sollte, als "alles in einen Topf werfen". Es gibt doch Unterschiede zwischen dem Chinesen "Witz" des Herrn Sonneborn und Gewalt gegen Schwarze und Unterdrückung von Frauen. Es gibt Kontext und es gibt unterschiedliche Absender. Und manchmal ist mir das alles zu sehr "Salon-Revolution".