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Kurator'in für: Kopf und Körper Fundstücke
Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.
Vor Kurzem habe ich an einem Seminar für Journalisten teilgenommen, das von einer Stiftung veranstaltet wurde, die uns Recherchestipendien verliehen hatte. Unter den Stipendiaten war eine Reporterin eines öffentlich-rechtlichen Senders, die für eine Undercoverrecherche über Mindestlöhne in einem Hotel vor wenigen Jahren mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Sie erzählte, dass der Anwalt ihres Arbeitgebers ihr aus rechtlichen Gründen versagte, Aufnahmen in dem Hotel zu machen. Ihre Beobachtungen musste sie aus der Erinnerung aufschreiben und sie wurden für die Veröffentlichung szenisch nachgestellt.
Ich halte das aus mehreren Gründen für problematisch: So korrekt ein Gedankenprotokoll sein kann - das Nachstellen von Szenen raubt Reportagen Authentizität und macht angreifbar - das Objekt der Undercover-Recherche kann sich immer damit raus reden, der Autor/die Autorin habe etwas falsch verstanden, bewusst verfälscht oder übertrieben. Und das ist ja nicht unwahrscheinlich, schließlich entscheidet man sich ja gerade dann dazu Undercover zu recherchieren, wenn man Indizien dafür hat, dass jemand etwas verbergen will. (Außerdem erinnert mich das szenische Nachstellen fast immer an die holzschnittartigen Desasterperformances von der Straße weggecasteter Laienschauspieler bei RTL II - was für die Authentizität von Reportagen auch nicht förderlich ist.)
Zudem sind Reportagen ohne echte Namen und Personen natürlich leichter zu produzieren und verursachen potenziell weniger Ärger für Medien - und das ist der Grund warum Anwälte im Auftrag ihres Senders/ ihrer Zeitung häufig lieber zu vorsichtig sind - und Reporter in der Folge Undercover-Geschichten gar nicht erst pitchen. Aus diesen Gründen spielt Enthüllungsjournalismus in Deutschland eine geringere Rolle als in den USA, ist zu oft auf Papierquellen beschränkt und wird zu häufig von verlogenen Selbstdarstellern wie Jürgen Todenhöfer oder Udo Ulfkotte missbraucht.
Reportagen wie diese von Shane Bauer, der vier Monate lang zwölf Stunden täglich in einem Privatgefängnis als Wachmann arbeitete, beweisen hingegen, wie wichtig Enthüllungsjournalismus sein kann. In diesem Fall, weil der Staat die Vergabe einer hoheitliche Aufgabe wie die Unterbringung verurteilter Straftäter an einen privaten Gefängnisanbieter selbst nicht ausreichend kontrolliert, die Privatfirma ihren Gewinn durch Kostenminimierung zu steigern versucht und die dadurch entstehenden Probleme (zu wenig Personal, Streichung von Beschäftigungsmöglichkeiten für Gefangene, vorenthaltene medizinische Versorgung, Gewalt, etc.) durch frisierte Öffentlichkeitsarbeit vertuscht.
Bauer deckt in dieser Reportage, die sich streckenweise wie ein Thriller liest, in der Misshandlungen und Menschenrechtsverletzungen beschrieben werden, Missstände auf, die ohne sein Einblick als Wachmann nicht möglich gewesen wären. In der Regel sind zwei Wärter für 351 Häftlinge zuständig, es kommt regelmäßig zu Messerattacken. 30 Tage Training erhält Bauer, der sich unter seinem echten Namen für den Job beworben hat. Doch in dem Gefängnis eskaliert die Situation bald komplett.
In der Folge wechselte der Betreiber des Gefängnisses und Mitarbeiter sowie Insassen bedankten sich beim Autor - auch, weil Bauer es über Tatsachenbeschreibungen hinaus schafft, präzise zu beschreiben, wie das Gefängnis Menschen verändert. Er kennt nicht nur die Welt der Wärter. Er saß selbst einmal zwei Jahre in einem Gefängnis in Iran.
Quelle: Shane Bauer Bild: Shane Bauer EN motherjones.com
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