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Über Politik diskutieren – Ein Erfahrungsbericht

Elisabeth Dietz
Redakteurin, Community Manager

An Literatur interessiert mich besonders, wie Mentalitäten und soziale Mechanismen sichtbar werden. Für das BÜCHERmagazin schreibe ich vor allem über Comics, Phantastik und digitale Literatur. Ich mag Konflikte, Tentakel und sprachliche Schönheit.

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Elisabeth DietzFreitag, 20.01.2017

„Hast du keine Angst?“ fragte ich eine Freundin aus New York am Abend des 9. November. In New York war es gerade Mittag und der lange, aufgeladene Kampf um das Präsidentenamt näherte sich seinem Höhepunkt. 

„Angst?“ schrieb sie. „Ich habe Eiscreme. Wir werden heute Nacht feiern.“ Die Freundin, eine vermögende Dame mittleren Alters, freute sich auf die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten. 

„Und wenn Trump gewinnt?“ fragte ich. 

„Er kann nicht gewinnen. Es ist unmöglich. Er ist unmöglich.“ In dieser Nacht, in der sich die Karten in den Fernsehstudios Stück für Stück rot färbten, durchlief sie alle fünf Stadien der Trauer.

Am Morgen des 10. November erkannte die liberale Mittelschicht schockiert, dass es eine breite Masse von Amerikanern gibt, deren Prioritäten und Wertvorstellungen ihnen fremd sind, weil sie sich nie wirklich mit ihnen unterhalten haben. 

Lara Fritzsche hat für sich persönlich entschieden, es nicht so weit kommen zu lassen. Hässlichen Äußerungen über Flüchtlinge, Transsexuelle oder Frauen nicht mehr mit diskretem Spott, Kopfschütteln oder Schweigen begegnen, sondern sich ernsthaft mit ihnen auseinandersetzen. Ihre Erfahrungen hat sie zu dieser sehr persönlichen und erhellenden Reportage verarbeitet.

Über Politik diskutieren – Ein Erfahrungsbericht

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Kommentare 5
  1. Monika Kienle
    Monika Kienle · vor fast 8 Jahre

    Danke, sehr wertvoll. Hilft mir gerade. Die Suche im Dialog zu bleiben, ist momentan der größte Trend - oder bilde ich mir das nur ein?

    1. Elisabeth Dietz
      Elisabeth Dietz · vor fast 8 Jahre

      Das scheint so zu sein, und ich bin froh darum. Wahrscheinlich hätten wir vor zehn Jahren damit anfangen müssen, uns mit denen zu verständigen, dessen Weltbild uns erschreckt. (Und mit „wir“ meine ich auch diejenigen, die mein „linksgrünversifftes“ Weltbild gruselig finden.) Hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht wie Lara Fritzsche?

    2. Monika Kienle
      Monika Kienle · vor fast 8 Jahre

      @Elisabeth Dietz Ganz ehrlich, ich wage es noch nicht mal, mich mit den "ganz anderen" zu unterhalten. Ich komme tatsächlich schon an die Grenzen meiner oder unsrer Kommunikationsfähigkeit, wenn ich innerhalb "meines" Lagers die gängigen Haltungen in Frage stelle. Ich erlebe eine Empfindlichkeit auf kritische Fragen, eine Tendenz, schnell das Gespräch zu verlassen und einen großen Drang zum Recht haben.

      Ich merke, wie ich selbst mich im Gespräch entspanne, wenn wir an den Punkt kommen, wenn Unsicherheiten, Nichtwissen und auch ein nebeneinander stehen lassen Platz findet. Da kommt man aber nicht schnell mal hin, das braucht Zeit, Zuwendung und Vertrauen. Und es braucht vorallem das Anliegen beider Parteien, im Gespräch bleiben zu wollen. Und mir scheint, wenn einer sich dessen bewusst ist, ist die Wahrscheinlichkeit schon bedeutend höher.
      Deshalb fand ich den Artikel auch so wertvoll.

    3. Elisabeth Dietz
      Elisabeth Dietz · vor fast 8 Jahre

      @Monika Kienle Ich durfte als Community Managerin bei einem Sozialen Netzwerk jeden Tag eine Menge Zusammenstöße beobachten, und meine Erkenntnisse decken sich mit Deinen: Damit es konstruktiv und sinnvoll wird, müssen beide Parteien sich enorm bemühen. Das Gespräch scheitert in dem Moment, in dem jemand eine geistige Abkürzung nimmt, verallgemeinert, reduziert. Meine Lieblingsmethode: Immer, wenn ich anfange, mich aufzuregen, stelle ich stattdessen eine (offene, ehrliche, neutral formulierte) Frage.

    4. Monika Kienle
      Monika Kienle · vor fast 8 Jahre

      @Elisabeth Dietz Danke, ja, die Fragen sind wahrscheinlich eine Lösung. Und wehe, sie sind nicht offen und neutral gestellt, werden sie zum Boomerang.
      Um eine solche Frage zu stellen, muss man vorher gut zuhören.

      In letzter Zeit fällt mir wieder oft RM Rilke ein: Jetzt lebe die Fragen! Vielleicht wirst Du allmählich, ohne es zu bemerken, eines fernen Tages in die Antworten hineinwachsen.

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