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„Warum hasst ihr mich?“ – Antisemitismus unter Flüchtlingen

Elisabeth Dietz
Redakteurin, Community Manager

An Literatur interessiert mich besonders, wie Mentalitäten und soziale Mechanismen sichtbar werden. Für das BÜCHERmagazin schreibe ich vor allem über Comics, Phantastik und digitale Literatur. Ich mag Konflikte, Tentakel und sprachliche Schönheit.

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Elisabeth DietzMittwoch, 24.01.2018

Die Menschen, die nach Deutschland fliehen, kommen in ein Land, in dem ihnen Misstrauen und offene Ablehnung entgegenschlagen. Gleichzeitig bringen viele von ihnen eigene Ressentiments mit, die sich teilweise mit denen ihrer neuen Widersacher überschneiden.

Alexandra Berlin, die Jüdin ist, spricht im Januar 2016 vor Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak. Der Pfarrer, der sie eingeladen hat, hofft, dass die Begegnung mit einem echten jüdischen Menschen hilft, Vorurteile abzubauen.

Es entbrennt ein Streit über Israel, das es in den Augen der Anwesenden nicht geben sollte. Aber mit den Juden in Deutschland, das betonen die Männer, hätten sie kein Problem. Die anderen am Tisch nicken. (…) Ist das noch Israelkritik? Oder schon Antisemitismus? Manchmal wird das eine zum anderen.

Im Juli 2017 wohnt sie als Journalistin einem Gesprächsabend über Antisemitismus bei.

„Hitler ist bei uns ein Held“, sagt ein Syrer. „Ich habe in der ersten Schulstunde gelernt, dass die Juden Schweine sind“, erzählt ein Iraker. Sie reden ganz ruhig, ihr Ton ist so sachlich, als würden sie das Steuersystem in ihrem Heimatland erklären. 

Die Autorin unterfüttert ihren Erfahrungsbericht mit der differenzierten und konstruktiven Analyse, die dieses komplexe Problem verdient. Unter anderem macht sie auf Versäumnisse in der Integrationsarbeit aufmerksam. Denn „israelbezogener Antisemitismus wird in den Kursen für Flüchtlinge nicht verpflichtend behandelt. Es gibt keinen Leitfaden zu dem Thema.“ 

Natürlich werden Muslime im Alltag aktuell stärker diskriminiert als Juden – schon weil man sie meist als Fremde erkennt. Ich als rothaarige, weiße Frau habe es in unserem Land leichter, als diese Menschen es jemals haben werden.

Trotzdem tut es mir weh, den Männern zuzuhören. Sie scheinen nicht einmal zu wissen, was falsch daran sein soll, zu sagen: Wir hassen die Juden.
„Warum hasst ihr mich?“ – Antisemitismus unter Flüchtlingen

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