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Kopf und Körper

Alkohol - Der globale Rausch

Torsten Schubert
Journalist, Autor
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Torsten SchubertMittwoch, 13.05.2020

Alkohol ist tödlich - für jährlich drei Millionen Menschen. Dabei ist Europa der Hauptumschlagplatz für Alkohol. Hier liegen 26 der Länder mit dem weltweit höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Alkohol - und hier wird ein Viertel des gesamten Alkohols produziert. Die Dokumentation beleuchtet, was und wer hinter der gefährlichen Produktion steckt, die sich die europäischen Gesellschaften leisten, obwohl der Konsum von Alkohol auch das Gesundheitssystem stark belastet. Warum trinken wir überhaupt Alkohol, wenn doch seine Wirkung auf die meisten Menschen eher negativ ist? Dass die Menschen nicht einfach bereit sind, auf Alkohol zu verzichten, zeigen die Erfahrungen mit der Prohibition in den Vereinigten Staaten. Doch es gibt auch andere Beispiele. So reduziert Island seinen gesellschaftlichen Alkoholverbrauch erfolgreich seit rund 20 Jahren. Eine spannende Dokumentation zu einem Thema, das viel stärker in der gesellschaftlichen Diskussion stehen sollte.

Alkohol: Kein Stoff der Welt ist uns so vertraut und in seiner Wirkung so unglaublich vielfältig. Man bekommt ihn überall und das kleine Molekül ist in der Lage, sämtliche 200 Milliarden Neuronen eines menschlichen Gehirns völlig unterschiedlich zu beeinflussen. Doch kaum jemand bezeichnet Alkohol trotz seiner psychoaktiven und Zellen zerstörenden Wirkung als Droge. Aber warum lassen wir den Tod von jährlich drei Millionen Menschen einfach so zu? Verschließen wir seit Jahrtausenden die Augen vor den Gefahren und Risiken? Welche Rolle spielt die mächtige Alkoholwirtschaft mit einem Jahresumsatz von 1,2 Billionen Euro bei dieser konsequenten Verschleierung?
Grimme-Preisträger Andreas Pichler sucht Antworten auf die Fragen, warum wir überhaupt trinken, was Alkohol mit uns macht und wie stark die Industrie Gesellschaft und Politik beeinflussen. Er reist um die Welt von Deutschland über England nach Nigeria, um die aggressiven Handelspraktiken der globalen Alkoholindustrie aufzudecken, die in neuen Märkten mit allen Mitteln Wachstum sucht. Und er besucht Island, das die Kehrtwende geschafft hat: Wo vor 20 Jahren Horden von Betrunkenen durch die Straßen zogen, meistern dort heute die jungen Menschen das Bedürfnis nach Entspannung und Lebensdoping ohne Alkohol.
Die Dokumentation erhebt keinen Zeigefinger, wird aber die Trinkgewohnheiten jedes Zuschauers nachhaltig verändern.

Die Dokumentation ist in der Arte-Mediathek von bis zum 9. August 2020 zu sehen.

Alkohol - Der globale Rausch

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Kommentare 10
  1. Malcolm Ohanwe
    Malcolm Ohanwe · vor mehr als 4 Jahre

    Danke für die Empfehlung! Freue mich den Film zu gucken!

  2. Ruth Blankenstein
    Ruth Blankenstein · vor mehr als 4 Jahre

    Leider in Österreich nicht verfügbar.

    1. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor mehr als 4 Jahre

      Ach, schade. Dann wurde anscheinend leider keine Lizenz für Österreich gekauft. On Demand gibt es den Film ansonsten bei den bekannten Anbietern ab € 3,99.

  3. Gabriel Koraus
    Gabriel Koraus · vor mehr als 4 Jahre

    Das wiederkehrende ordnungspolitische Problem: wann wird aus Regulierung Restriktion und bis zu welchem Grad ist diese vertretbar?

    1. Jan Paersch
      Jan Paersch · vor mehr als 4 Jahre

      Nun, es ist auch verboten, ohne Gurt Auto zu fahren. Allerdings sterben durch Autounfälle deutlich weniger Menschen als durch Alkoholmissbrauch. Da liegt es nahe, zu regulieren, und hätte mit Restriktion wenig zu tun.

    2. Gabriel Koraus
      Gabriel Koraus · vor mehr als 4 Jahre

      @Jan Paersch Das von Dir gebrachte Beispiel ist das am Häufigsten zitierte, wenn es um die Legitimation des weichen Paternalismus des Staates geht. Es löst jedoch nicht das von mir erwähnte Dilemma, sondern ist lediglich ein konkreter Fall, in welchem eben die Eingiffsbefugnis des Staates aufgrund des absoluten Schutzes des Lebens (im Zweifel auch gegen den Willen des Einzelnen) höher als die individuelle Verfügungsgewalt bewertet wird. Dies wird, salopp gesagt, mit der in wissenschaftlichen Studien belegten hohen Mortalitätsrate bei Nichtbenutzung des Gurtes im Falle eines Unfalls begründet. Analog dazu müsste der Gebrauch von Alkohol ebenso monokausal als Mortalitätsfaktor isolierbar sein, was jedoch aufgrund der Komplexität individueller Lebensverläufe ungleich schwieriger ist. Übrigens sind bin ich mitnichten der Meinung, dass Restriktionen grundsätzlich etwas negatives sind.

  4. Jan Paersch
    Jan Paersch · vor mehr als 4 Jahre

    Gute Doku, die nicht zu einseitig ist. Pichler [den Namenskalauer haben sich die Presseberichte darüber verboten] zeigt keine abschreckende Bilder und gibt selbst zu, am Alkoholverzicht gescheitert zu sein. So geht's, aber leider nicht ohne Verbote: angesichts der überwältigend negativen Zahlen ist es absurd, dass es in Deutschland noch Alkoholwerbung gibt.

    1. Torsten Schubert
      Torsten Schubert · vor mehr als 4 Jahre

      Danke für die interessante Ergänzung meines Beitrags.

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      Ist Werbung wirklich das Problem? Es existieren ja schon viele Restriktionen https://www.werberat.d...

    3. Jan Paersch
      Jan Paersch · vor mehr als 4 Jahre

      @Dirk Liesemer Werbung ist das eine, Alternativen das andere, viel wichtigere Thema. Island hat ja zusätzlich massiv in Jugendarbeit/Angebote investiert, prompt ist die Anzahl der trinkenden Teenies von 40 Prozent auf 5 (fünf!!) zurück gegangen.

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