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Manchmal braucht es nur einen Sündenbock und die Welt ist für alle in Ordnung. So auch beim Thema Herzinfarkt. Cholesterin ist Schuld. Das behauptete eine Studie in den 1950er Jahren. Seither fürchtet sich jeder vor einer Erhöhung seiner Cholesterinwerte. Dass die Studie damals wichtige Faktoren außer Acht ließ, interessiert bis heute nur wenige. Die Arte-Dokumentation aus dem Jahr 2016 beschäftigt sich mit dieser Frage: Wie kommt es, dass wir auch ohne stichhaltige Beweise an die Cholesterinthese glauben?
In den 50er Jahren häuften sich in den USA Herzinfarkte. Tausende erlagen der neuen Volkskrankheit. Vor diesem Hintergrund veröffentlichte Ancel Keys, Physiologe an der Universität von Minnesota, 1953 eine Grafik, die einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Konsum gesättigter Fettsäuren und der Anzahl von Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigte. Die Ursache war schnell gefunden: Cholesterin. Später stellte sich heraus, dass Keys gerade die Länder ausließ, die seiner Theorie widersprachen, wie beispielsweise Frankreich, wo trotz des hohen Verbrauchs tierischer Fette verhältnismäßig wenige Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt werden.
Im weiteren Verlauf wurde viel Geld dafür verwendet, Keys These zu bestätigen, dass tierische Fette den Cholesterinspiegel und damit die Anzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigen lassen. Doch andere Studien sprechen eine eindeutige Sprache: Cholesterin ist nur ein schwacher „Risikomarker”, und ein kausaler Zusammenhang zwischen den Cholesterinwerten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann nicht festgestellt werden. Die tatsächlichen Risikofaktoren für solche Krankheiten sind vielmehr Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht und Bewegungsmangel. Ungeachtet dieser Ergebnisse werden immer größere Summen in Studien gesteckt, die Cholesterin zum Sündenbock machen. Wie kommt es, dass sich diese These in der Gesellschaft und in der Medizin so hartnäckig hält, obwohl es an eindeutigen wissenschaftlichen Beweisen fehlt?
Quelle: Anne Georget Bild: Arte arte.tv
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