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Warum werden Psychiatriepatienten noch immer zwangsfixiert?

Barbara Kaufmann
Autorin und Filmemacherin in Wien

Drehbuchstudium an der Wiener Filmakademie, freie Filmemacherin;
langjährige Radiojournalistin bei Ö1, danach Leitende Redakteurin bei NZZ.at, Bloggerin beim Standard.at und Kolumnistin bei der Tageszeitung Kurier.

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Barbara KaufmannDonnerstag, 08.02.2018

Es ist der schlimmste Eingriff in das Freiheitsrecht eines Menschen und für viele eine Horrorvorstellung. Wenn man als Patient in einer Klinik mit Gurten an ein Bett fixiert wird. Unfähig sich zu bewegen, wehrlos, ausgeliefert. Während in anderen EU-Ländern wie den Niederlanden und Großbritannien die Praxis der Zwangsfixierung in Psychiatrien längst der Vergangenheit angehört, hält man in Deutschland weiterhin daran fest. Ob das so bleiben soll, darüber verhandelt zur Zeit das Bundesverfassungsgericht. Einer, der glaubt, dass sich das in den psychiatrischen Kliniken Deutschlands nicht so bald ändern wird, ist Andreas Heinz, Direktor der Berliner Psychiatrie.

Im ausführlichen Interview mit der FAZ berichtet er von Patienten, die an akuten Psychosen leiden und sich so aggressiv verhalten würden, dass sie schon allein deshalb fixiert werden müssten, weil sie sonst das Pflegepersonal und andere Patienten schwer verletzen würden. Seine Schilderungen sind drastisch. Da ist die Rede von einem Patienten, der einem Pfleger mit einer Glasscherbe die Leber herausschneiden wollte. Ein anderer wollte mit einem Feuerlöscher dem Pflegepersonal die Schädel einschlagen. In beiden Fällen hätten die Betroffenen sich massiv bedroht gefühlt, unter schrecklichen Wahnvorstellungen gelitten, ähnlich einem "Horrorfilm" wie Heinz es nennt.

Andreas Heinz ist selbst kein Anhänger der Zwangsfixierung, nennt sie "einen schweren Eingriff in die Freiheitsrechte" jedes Menschen. Aber in Ausnahmefällen, er spricht von ca. 1% der stationär Behandelten, sieht er auch aufgrund der momentanen Gesetzeslage keinen anderen Ausweg. In Großbritannien würde man solche Patienten sofort stark medikamentieren, das sei in Deutschland verboten, wenn "nur" Fremd- und keine Eigengefährdung vorläge. Ein aufwühlendes Interview, das Einblick gibt in einen medizinischen Bereich, der viel zu selten thematisiert wird.


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