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Klima und Wandel

Das Drama am Nordpol: Ein Update

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerSamstag, 11.02.2017

Im Januar hatte ich zu den Kipp-Punkten im Klimasystem gepiqd: Werden diese Punkte erreicht, gibt es kein Zurück. Anders formuliert: Einmal in Gang gesetzt, können die angeschobenen Prozesse nicht mehr aufgehalten werden. Wie von selbst - und vom Menschen dann nicht mehr beeinflussbar - heizen sie die Erderwärmung weiter an. Ein solcher Kipp-Punkt ist das Arktis-Eis wegen des Albedo-Effektes: Ohne Eis wird die eingestrahlte Sonnenenergie nicht mehr reflektiert, sie dringt in den Ozean ein und heizt ihn weiter auf.

Im Moment gibt es keine Sonnenenergie am Nordpol, dort ist Polarnacht. Trotzdem messen Forscher des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung derzeit auf Spitzbergen Außergewöhnliches. Hier, auf 79 Grad nördlicher Breite, ist es wärmer als in Paris. Teile der Arktis - neben Spitzbergen und Grönland auch die unmittelbare Nordpolregion und Teile Russlands - erleben gerade einen bemerkenswerten Wärmeeinbruch. Es ist der dritte innerhalb weniger Wochen.


Der geschätzte Kollege Christoph Seidler von SPON berichtet von Kuriosem, was die Wissenschaft auf Spitzbergen immer häufiger messen: So fiel im November allein bei einem Sturm mehr Niederschlag als normalerweise innerhalb eines Vierteljahres. Im Dezember lagen die Temperaturen sogar am Nordpol im Plusbereich. Ob es diesmal wieder dazu kommt, ist noch unklar — doch ausgeschlossen ist es nicht. Normal wären 30 Grad weniger, wenn man den Schnitt der Jahre 1979 bis 2000 betrachtet.

Dahinter steht ein klarer Trend: Gerade im Winter steigen die Durchschnittstemperaturen am Nordpol langfristig stark an — und zwar nicht nur am Boden, sondern auch in der bis in rund zehn Kilometer Höhe reichenden Troposphäre. Wieder und wieder ziehen intensive Tiefdruckgebiete vom Nordatlantik in die Framstraße und Barentssee. Dabei bringen sie große Mengen warmer und feuchter Luft in die hohe Arktis. Die Polarregion kommt ins Schwitzen. Und verliert damit immer weiter an Meereisbedeckung, sie kommt ins Kippen.

Das Drama am Nordpol: Ein Update

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