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Klima und Wandel

Klimawandel: Ein Worst-Case-Szenario

Daniela Becker
Autorin

"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.

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Daniela BeckerMontag, 10.07.2017

David Wallace-Wells malt hier im New York Magazine ein Horrorszenario an die Wand. Seine Wortwahl ist drastisch: er spricht vom Doomsday, also dem Untergang, den Ozeanen als Killer, nennt das klimaaktive Gas Kohlendioxid  den "natural holocaust". Nichts in dem Text ist versöhnlich, er lässt kein bisschen Hoffnung zwischen den Zeilen aufschimmern.

Ich finde viele dieser Vergleiche zu martialisch und bin kein Freund von allzu apokalyptischen Zukunftsvorhersagen, weil Panik sich selten in etwas Produktives verwandeln lässt. Andererseits lassen einem die Prognosen der Klimaforscher eben durchaus Angst und Bange werden. Fakt ist, die Erde erwärmt sich und selbst wenn die Weltgemeinschaft endlich beginnt drastisch Klimagase zu reduzieren, werden die Auswirkungen gewaltig sein. Aber: Wie sehr die Temperaturen ansteigen, können wir heute nicht exakt wissen, genauso wenig welche Wechselwirkungen das in der Natur und auch der Gesellschaft auslösen wird.

Man sollte den Text trotz der Untergangsszenarien lesen, weil er den großen Rundumschlag wagt: die Gesundheitsgefahren durch Hitze, den Bezug auf zunehmende Feuerbrünste, die Auswirkungen auf die Landwirtschaft und damit verbundene Versorgungsengpässe, den möglichen Zusammenbruch der Wirtschaftssysteme, wie wir sie bislang kennen.

Einiges von dem was Wallace-Wells bespricht, ist noch völlig unerforscht, wie etwa die These, dass durch das Abtauen des ewigen Eises alte Krankheitserreger wieder aktiv werden könnten. Viel von dem Beschriebenen kann kommen, muss aber nicht.

Ich sehe es, wie die Wissenschaftler die Wallace-Wells schließlich zitiert:

But climate scientists have a strange kind of faith: We will find a way to forestall radical warming, they say, because we must.

Klimawandel: Ein Worst-Case-Szenario

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Kommentare 12
  1. Kent Gürel
    Kent Gürel · vor mehr als 7 Jahre

    Niemand liest gerne Texte über die Apokalypse, vor allem wenn in ihnen auf die grundsätzliche Hilflosigkeit ihr gegenüber und dem eigenen Anteil daran verwiesen wird. Dennoch finde ich es wichtig, dass in Zeiten, in namhafte Politiker immer noch an der globalen Klimaerwärmung zweifeln, auch mal ausgesprochen wird, worauf wir uns in unserem rollenden Zug ohne Bremssystem zubewegen. Augen schliessen ist keine Strategie im Umgang mit Gefahren.

  2. Silke Jäger
    Silke Jäger · vor mehr als 7 Jahre

    Michael E. Mann, Klimaforscher, kommentiert den Text bei Facebook https://www.facebook.c...
    Zitat daraus: "The evidence that climate change is a serious problem that we must contend with now, is overwhelming on its own. There is no need to overstate the evidence, particularly when it feeds a paralyzing narrative of doom and hopelessness.
    I'm afraid this latest article does that. That's too bad. The journalist is clearly a talented one, and this is somewhat of a lost opportunity to objectively inform the discourse over human-caused climate change."

    Ich kann selbst nicht mitdiskutieren, ob im Text Studiendaten mis- oder überinterpretiert wurden, vielleicht mit der Absicht Klimawandelleugner wachzurütteln. Aber ich finde es sehr interessant zu sehen, dass Wissenschaftskommunikation vorzugsweise dann hohe Wellen schlägt, wenn sie Apokalypsen oder Stereotype bedient. Der Text hatte in meinem Internet gestern nämlich sehr die Runde gemacht. Ich wundere mich ein bisschen, dass es hier verhältnismäßig ruhig um ihn ist bislang.

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 7 Jahre

      Ja, so wie ich die Diskussion verfolge, bewerten viele Klimajournalisten und Wissenschaftler den Text vergleichbar wie Mann. Und mir geht es ja wie gesagt ähnlich.
      Aber du bringst einen sehr guter Punkt, Silke: Wenn man sachlich über das Thema schreibt – obwohl die Bedrohungslage wirklich erheblich ist – dann interessieren sich deutlich weniger Menschen dafür (wenn überhaupt). Ich glaube, es war der SZ-Redakteur Alex Rühle, der vor Jahren mal sinngemäß geschrieben hat: "was sollen die Klimawissenschaftler machen, um Gehör zu finden: Sich mit Benzin überschütten und vor der UN in Brand stecken?" Vielleicht kann man den Text von Wallace-Wells schlicht als Verzweiflungstat deuten.

    2. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als 7 Jahre

      @Daniela Becker Vielleicht ist der Klimawandel auch ein Thema für Political Beauty oder Artverwandte? Für Langfrist-Probleme sind unsere hauseigenen Alert-Systeme nicht fit genug. Oder der weiße Lärm in den Medien ist zu laut? Insofern: Verzweiflungstat passt. Es ist bitter, dass sowas eben oft das Gegenteil bewirkt.

    3. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 7 Jahre

      @Silke Jäger Das Peng Kollektiv ist in dem Themenbereich durchaus aktiv: https://enorm-magazin....

    4. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als 7 Jahre

      @Daniela Becker Danke. Peng kannte ich noch nicht.

    5. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor mehr als 7 Jahre

      @Silke Jäger Ich kann auch konstruktiven Journalismus wie Perspective Daily empfehlen, z.B.: "Warum Trumps Entscheidung gut fürs Klima ist"
      https://perspective-da...

    6. Rico Grimm
      Rico Grimm · vor mehr als 7 Jahre

      Dieser Text hat aktuell 705.000 Facebook-Interaktionen, nach meinem Gefühl dürfte er eine zweistellige Millionen-Leserschaft erreicht haben, mit einer einfachen Botschaft, die hängen bleibt: "Damn, wir haben ein Problem." Und genau das versuchen ja auch die Klimawissenschaftler immer zu vermitteln. Sie sollte dankbar sein für dieses Priming und Agenda Setting.

    7. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 7 Jahre

      @Rico Grimm Es überrascht mich, dass gerade du ein solches Vorgehen OK findest, während Du Oxfam regelmäßig dafür kritisierst, wenn sie mit ungenauen Zahlen arbeiten, um die Gerechtigkeits-Debatte zu befeuern. Aus PR-Sicht ist der Text sicher ein Erfolg, journalistisch betrachtet finde ich ihn durchaus problematisch.

    8. Rico Grimm
      Rico Grimm · vor mehr als 7 Jahre

      @Daniela Becker Da habe ich wohl was missverstanden. Ich dachte, es wird kritisiert, dass der Text so negativ ist und die Leute hilflos zurücklässt. Wenn er auf falschen Zahlen beruht, wäre das etwas anderes.

    9. Rico Grimm
      Rico Grimm · vor mehr als 7 Jahre

      @Rico Grimm (Schlussfolgerung: Erst lesen, dann schreiben! :P)

    10. Rico Grimm
      Rico Grimm · vor mehr als 7 Jahre

      @Rico Grimm Habe nochmal nachgeschaut: Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Oxfam und diesem Text: Oxfam tut so als seien ihre Zahlen Fakt. Dieser Text führt schon im Teaser den Konjunktiv ein. Das ist journalistisch deutlich sauberer. Den Rest - ob die Zahlen falsch interpretiert werden oder nicht - kann ich leider nicht einschätzen (siehe mein Kommentar oben).

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