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Friederike Knüpling lebt in San Francisco und forscht an der Stanford University über ökonomisch vermittelte Selbst- und Sozialbilder in der deutschsprachigen Literatur. Zuletzt erschienen von ihr die Bücher „Kleist revisited“ (2014, hrsg. mit Hans Ulrich Gumbrecht) und „Tussikratie“ (2014, mit Theresa Bäuerlein).
Die britische Autorin Olivia Laing hat ein Buch über Einsamkeit und Alleinsein veröffentlicht („The Lonely City“), aus dem in der unten verlinkten Rezension dankenswerterweise ausgiebig zitiert wird. Laing hat sich eine ganze Weile in jenem schmalen Spalt zwischen niedergeschmetterter Einsamkeit und Selbsterkundung ohne sozialem Geländer aufgehalten, welchen eine zerbrochene Liebesbeziehung und der Wechsel in eine neue Stadt öffnen konnte. Das hat sie in scheinbar einsichtsvolle und schöne Prosa gebracht.
Der folgende Text kreist um existenzielle und politische Dimensionen der Einsamkeit. Da ist vor allem das Gefühl, in dieser Welt höchstens Untermieter zu sein: fremd zwischen den Urlaubserinnerungen und Ikea-Möbeln anderer, denen diese selbst wahrscheinlich manchmal misstrauen – „was haben diese Bauteile noch mal mit mir zu tun?“ Es geht also um Entfremdung und die große Aufgabe, aus den Trümmern, in denen man uns ausgesetzt hat, so etwas wie Sinn zu stiften.
Laing, die mit ihrem gebrochenen Herzen erstmal nach New York gezogen ist, fand zwei Techniken, die die Einsamkeit in erträgliches Alleinsein wendete. Jemanden kennen zu lernen, gehörte nicht dazu. Stattdessen fand sie Zuflucht in traditionell bürgerlichen Praktiken: Gehen und Kunst. Draußen konnte sie sich in Brooklyn verlieren und in den Arbeiten einsamer Künstler (Liste im Text) fand sie Orte, in denen sie sich selbst fühlen, selbst präsent sein konnte.
Das mag nostalgisch sein, weist aber auf einen größeren Verlust hin. Das neoliberale Zeitalter, schreibt Laing, kommt einer Gentrifizierung des Gefühlslebens gleich: „schwierige“, nicht unmittelbar produktiven Gefühle sind von einem Verdrängungsprozess betroffen. Dabei sei zum Beispiel die Einsamkeit ein durchaus politisches Gefühl, ein Effekt fortdauernder Individualisierung: „Loneliness is personal, and it is also political. Loneliness is collective… We are in this together, this accumulation of scars… What matters is kindness; what matters is solidarity.”
Quelle: Maria Popova EN brainpickings.org
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