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Hollywood: Ridley Scott schneidet Kevin Spacey

Judka Strittmatter
freie Journalistin und Autorin
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Judka StrittmatterDonnerstag, 09.11.2017

Liebes Publikum, lasst uns diskutieren: Erfolgsregisseur Ridley Scott schneidet Kevin Spacey aus seinem neuesten Film "Alles Geld der Welt" – und das sechs Wochen vor der Kinopremiere. Ist das noch angemessen? Oder dreht Hollywood da gerade durch? Sind die Belästigungsvorwürfe gegen den Schauspieler nur ein Vorwand, weil die Studios lediglich Angst haben Geld an der Kinokasse zu verlieren? Fürchtet man, die Preiswürdigkeit des Filmes fällt aus, wenn Spacey drin bleibt? Kann und darf das alles passieren, ohne dass Spacey rechtskräftig verurteilt wurde? Galt nicht gerade in Amerika ganz besonders "in dubio pro reo"? Und wann bitte schön tauschen wir uns darüber aus, dass es ohne Persönlichkeitsstörungen, Narzissmus und Größenwahn GAR KEINE Kunst gäbe? (siehe auch Borwin Bandelow "Celebrities") Für alle Zweifler: Ich könnte dazu persönliche Angaben machen, ich habe es selbst erlebt in der Familie. 

Hollywood: Ridley Scott schneidet Kevin Spacey

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Kommentare 24
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor 7 Jahren

    Für gewöhnlich können die emotional erregten Menschen nicht klar denken.
    Wie ein tyrannisches Kleinkind wird die Erregung, das Gefühl auf den Thron des Richters erhoben, mit dem festen Vorsatz Rache zu üben, ungeachtet jeglicher Sachargumente.
    Was es hier zu trennen gibt ist:
    A) Spaceys Werdegang, seine Herkunftsfamilie, seine Prägung durch die Gesellschaft
    B) Spaceys inakzeptables Verhalten über die Jahrzehnte hinweg
    C) Die für Fälle von sexuellem Missbrauch allgemein in sogenannten zivilisierten Gesellschaften übliche aktive und sehr nachhaltige Verdrängung von Seiten der sozial und wirtschaftlich Nahestehenden
    D) Die Kunstwerke, die unter Mitwirkung eines fragwürdigen Künstlers entstanden sind
    E) Die Frage, ob es wirklich erforderlich ist, ein Arschloch zu sein, um hohe Kunst zu schaffen

    Da für eine Diskussion in einem Kommentar nicht genug Platz ist, antworte ich mir bezüglich der 5 Punkte selbst ;-)

    1. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 7 Jahren

      E) Ist Angelina Jolie ein Arschloch? Schwierig sicher, Boderliner wahrscheinlich, aber kein Arschloch. Ist sie eine Künstlerin? Man sollte sich Maleficent ansehen, um das zu beantworten! https://www.youtube.co... Auch wenn es oft die Neurotismen sind, die jemanden dazu bringen, den extremen Ausdruck zu suchen, den man am ehesten in der Kunst verzeiht, wenn nicht gar begrüßt, so ist das doch keine notwendige Voraussetzung. Man sollte Kunstausdruck und Therapie nie verwechseln. Wie viele Bücher wurden geschrieben, weil der "Künstler" es tun musste, für sich? Aber müssen die anderen es lesen? Bestenfalls, wenn sie die gleichen Neurotismen haben! Es kann ein erster Schritt sein, zu erkennen, dass man nicht allein ist. Ein erster Schritt, nicht mehr. Weit davon entfernt, Heilung zu bewirken. Sehr wahrscheinlich, dass wir schönere Kunst hätten, wenn die Gemüter ihrer Urheber schöner wären. Neurosen sind tatsächlich ansteckend, Inspiration aber auch.

    2. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 7 Jahren

      D) Spacey aus dem fertigen Film raus zu schneiden ist natürlich heuchlerisch. Alle haben von seinem Verhalten gewusst, bevor er den Vertrag bekam. Hier hat man einen Sündenbock gefunden, den man werbewirksam schlachten kann. Das wird funktionieren. Das Volk wird es schlucken. Ich schaue mir den Film nicht an. Aber, wen kümmert's? Wir leben noch immer in einer Gesellschaft, die das archaische Sündenbock-Prinzip des Alten Testaments regelmäßig mit Erfolg anwendet. Von echter Kultiviertheit ist diese unsere Zivilisation ganz allgemein noch sehr weit entfernt. Täglich tausende von Beispielen...

    3. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 7 Jahren

      C) Dass derzeit viel und laut #metoo oder #hetoo geschrienen wird, ändert nichts daran, dass die meisten alten und neuen Missbrauchsfälle verdrängt werden. Missbrauch ist fast immer nicht nur den zwei Personen bekannt, die daran unmittelbar beteiligt sind. Als Jugendschöffe konnte ich mich davon überzeugen, dass i.d.R. die Mutter (stellvertretend für Erziehungsberechtigte aller Art) beide Augen über Jahrzehnte fest zudrückt. Üblicherweise nehmen Verantwortliche ihre Verantwortung nicht wahr, vom einfachen Elternteil bis zum Ministerpräsidenten aus Lebenszeit. Dafür ist sexueller Missbrauch nur ein Beispiel. Man kann sich so schön das Maul darüber zerreißen, weil es i.d.R. Einzeltäter mit geringer Macht sind. Wenn man aber persönliche Kenntnis von Frauenhandel bekommt, überlegt man sich doch zweimal, ob man sich mit den Tätern anlegen möchte oder doch lieber weiter leben.

    4. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 7 Jahren

      B) Angesichts der Vielfalt der Meldungen über Spaceys Fehlverhalten, dass zudem ausschließlich von (jungen oder damals jungen) Männern kommt, ist es wohl keine Vorverurteilung, von Fehlverhalten zu reden, zumal Spacey es nicht in Abrede stellt, sondern angibt, sich konsequenterweise in Behandlung begeben zu wollen.

    5. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 7 Jahren

      A) Die Neigung zur Pädosexualität ist in den meisten Fällen eine direkte Folge von in der Kindheit selbst erlebtem sexuellen Missbrauch, ein erlerntes Verhalten, eine Nachahmung, genau wie die Neigung Schläge als Mittel der "Erziehung" oder "Konfliktbewältigung" zu gebrauchen. Prägung ist oft eine Erklärung aber nie eine Rechtfertigung.

  2. Judka Strittmatter
    Judka Strittmatter · vor 7 Jahren

    Und danke auch Thea Dorn für ihren Beitrag im Deutschlandfunk.
    http://www.deutschland...

    Zitat: "Vor 30, 40 Jahren hat man dem Künstler zugestanden, gewissermaßen ein 'halber Outlaw' zu sein. Mittlerweile, in unserer eben – wie ich sagen würde – hysterisch-bigott hypermoralisierten Gesellschaft, wo wir angeblich so viel toleranter sind und libertärer, erwarten wir von einem Künstler, dessen Antriebskraft natürlich auch das Abgründige sein muss, die Lust daran, über die Stränge massiv zu schlagen, - dass sollen auf einmal alles brave Schwiegersöhne und Benimmlehrer sein?"

  3. Judka Strittmatter
    Judka Strittmatter · vor 7 Jahren

    Liebe Alle, mir gefällt sehr gut der Kommentar von Peter Richter in der Süddeutschen. Wie immer auf den Punkt, der Mann.

    http://www.sueddeutsch...

    Vorspann: "Keiner ist gezwungen, die Arbeit eines Menschen anzuschauen, den er verabscheut. Kevin Spacey aus einem Film zu schneiden, ist kein besonders tröstliches Zeichen für das kulturelle Klima der Gegenwart."

  4. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 7 Jahren

    Ein guter Kommentar.
    https://www.berliner-z...
    Ich finde die Reaktion der Scheinheiligen eklig, gefährlich und zerstörisch. Die IS der Kulturindustrie, Fundamentalisten des Gewinns.
    Bislang gibt es nur Anschuldigungen, wovon einige wahrscheinlich berechtigt sind. Ob die Taten das Ausmaß von Kinski annehmen, der hier immer wieder genannt wird, weiß ich nicht und zweifle, ob das einer von uns angemessen beurteilen kann.
    Apropos Kinski:
    Seine Wutausbrüche fand ich immer abstoßend, aber das bleibt groß, selbst wenn noch größere Verbrechen, die er begangen hat, rauskommen:
    https://www.youtube.co...
    Wer glaubt, dass Villon das ohne kriminelle Energie dichten und Kinski das so vortragen konnte, ist wahrscheinlich dumm, sicher versteht er nichts von den Voraussetzungen von Kunst.

    1. Judka Strittmatter
      Judka Strittmatter · vor 7 Jahren

      Ich mag auch diesen besonnenen Text vom Zeit-Kollegen Soboczynski: http://www.zeit.de/201...

      Zitat: "Man hat jedenfalls selten eine Debatte erlebt, auf die unter Freunden oder in der Familie mit größerem Befremden geblickt wird."

      Stimmt leider absolut. Ein Mediending. Absolution für uns sendungsgeile Medienfuzzis!

  5. Fabian Goldmann
    Fabian Goldmann · vor 7 Jahren

    Liebe Judka, danke für den Piq, den Zeit-Text hab ich nicht gelesen, aber deine Diskussionsaufforderung finde ich gut. Ich versuchs mal:
    *Dreht Hollywood durch?
    Ja, bestimmt, aber eigentlich ja auch immer.
    *Sind Belästigungsvorwürfe nur ein Vorwand?
    Erst einmal sind Belästigungsvorwürfe Belästigungsvorwürfe. Bevor man den mutmaßlichen Opfern falsches Spiel unterstellt, sollte man selbst paar gute Indizien haben.
    *Geht's den Studios nur um Geld und Preise?
    Bestimmt.
    *Vorverurteilung?
    Einer der ungeachtetsten Nebenschauplätze dieser und vergangener Debatten ist m.E. tatsächlich der Verfall der (gesellschaftlichen) Unschuldsvermutung. Bei Fällen wie Cosby wo gefühlt 100 Vergewaltigungsvorwürfe über Jahre nicht ausreichen, um überhaupt nur ein Verfahren zu eröffnen, kommt der Verweis auf die Unschuldsvermutung auch an seine Grenzen. Aber in Fällen wie Spacey, wo eine handvoll Anschuldigungen nach ein paar Tagen schon das Karriereende bedeuten, habe ich auch ein ungutes Gefühl
    *Braucht Kunst das?
    Naja, das ist mir zu beliebig. Kunst gedeiht sicherlich auch prächtig in einem Größenwahn aus unbewiesene Anschuldigungen, die Hollywood-Monumente zum Einsturz bringen. ... 1/2

    1. Fabian Goldmann
      Fabian Goldmann · vor 7 Jahren

      2/2 Ich hab auch noch ein paar Fragen:
      Warum stellen wir uns diese Fragen (das gilt auch für mich) bei Spacey, aber nicht bei Weinstein oder anderen?
      Weil wir Spacey in der Rolle eines schwulen Mannes normalerweise als Opfer und nicht als Täter wahrnehmen? (vielleicht)
      Weil wir Spaceys mutmaßliche Opfer (Männer) normalerweise als Täter und nichts als Opfer wahrnehmen? (glaube schon)
      Weil wir Spacey aus so tollen Filmen kennen? (auf jeden Fall)

    2. Judka Strittmatter
      Judka Strittmatter · vor 7 Jahren

      @Fabian Goldmann Ich glaube vor allem, weil wir Spacey eigentlich sehr mochten. Und es fällt mir schwer, hier das Präteritum zu verwenden – ganz ehrlich. Ich dachte auch immer (aber so sind wir Menschen wohl), dass einer, der so gnadenlos gut die Verkommenheit der Politik im Weißen Haus dargestellt hat, ein Guter sein muss. Ist natürlich naiv. Es zeichnet sich immer mehr ab, dass man Künstler und Privatmensch trennen muss. Wenn man denn kann. Hierzu auch gut: http://www.zeit.de/kul...

    3. Jan Paersch
      Jan Paersch · vor 7 Jahren

      @Judka Strittmatter Natürlich muss man Künstler und Privatmann trennen. Fela Kuti ist eines der größten Genies der Musikgeschichte, aber wenn jemand heute Frauen auch nur halb so mies behandeln würde, säße er längst im Knast (hoffentlich auch in Nigeria). Das gleiche gilt für Kinski. Ich muss zugeben, dass ich mich schwertue, die Postkarte von ihm, die seit langen Jahren an meinem Spiegel hängt, zu entfernen. Ich habe großen Respekt vor seinem filmischen Werk.

    4. Judka Strittmatter
      Judka Strittmatter · vor 7 Jahren

      Lieber Fabian, danke! Ich habe gepatzt, natürlich sind Belästigungsvorwürfe das, was sie sind. Der Satz muss richtig heißen: "Sind die Belästigungsvorwürfe gegen den Schauspieler nur ein Vorwand, weil die Studios lediglich Angst haben, Geld an der Kinokasse zu verlieren?"

    5. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 7 Jahren

      Gut, dass hier mal auf den Verfall der Unschuldsvermutung hingewiesen wird. Nicht zuletzt im Falle von Spacey sollte man vorsichtig formulieren. Sonst gibt es nämlich schnell Applaus von einer Seite, mit der man eigentlich nichts zu tun haben möchte.

  6. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 7 Jahren

    Netflix hat ja einen ganzen Spielfilm mit Spacey in der Nachproduktion und hat angekündigt ihn einzubehalten. Abgesehen von seinem Ende bei House Of Cards. Es sind 2 Themen: einmal die Verurteilung ohne Urteil und einmal die Frage wie geht man mit dem kulturellen Werk von Arschlöchern um. Den Institutionen würde ich schon auch eher raten zumindest rückwirkend die Füße still zu halten. Oder hängt das Moma jetzt auch die Bilder von Gauguin ab? Tatsächlich belastet es meine Freude an seinen Bildern schon, wenn ich weiß von seinen päderastischen Eskapaden. Und Kinski freut mich auch nicht mehr, seit dem seine Tochter ausgepackt hat. Letztlich überlass ich das dann auch Scott und Netflix zu entscheiden, wie sie damit umgehen wollen. Aber die "usual suspects" fallen mir grad ein - muss ich unbedingt mal wieder anschauen!

    1. Judka Strittmatter
      Judka Strittmatter · vor 7 Jahren

      ich auch! die usual suspects! neulich noch gedacht.

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 7 Jahren

      Tja, aber es gibt immer auch Überhitzungen der Debatte, siehe Caravaggio und aktuell Egon Schiele https://www.welt.de/re...

    3. Judka Strittmatter
      Judka Strittmatter · vor 7 Jahren

      @Dirk Liesemer Ist doch alles nicht wahr....

    4. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 7 Jahren

      @Judka Strittmatter Ähm, wie ist das gemeint?

    5. Judka Strittmatter
      Judka Strittmatter · vor 7 Jahren

      @Dirk Liesemer Ich finde das skandalös, den Schiele zu verprüdern. Freiheit der Kunst.

    6. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 7 Jahren

      @Judka Strittmatter In der Tat, aber die Werbeindustrie wird auch immer bigotter.

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