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Annika Reich, * 1973, lebt in Berlin und schreibt Romane und Essays. Sie ist Kolumnistin von ZEIT-Online (10 nach 8) und Gastdozentin an der Kunstakademie Düsseldorf. Ihre Romane erscheinen im C. Hanser Verlag. Zuletzt: "Die Nächte auf ihrer Seite" (2015). Sie ist eine der Initiatorinnen von "Wir machen das". www.wirmachendas.jetzt
Kurz vor Weihnachten bin ich besonders anfällig für schöne Bücher. So fallen mir seit Tagen reihenweise Schmuckstücke in die Hände. Franz Kafkas „Ein Landarzt“ oder Shakespeares „Romeo und Julia“ – beide von Kat Menschik illustriert - gehören zum Beispiel mit zum Schönsten, was ich seit Langem gesehen habe. Ich habe sie gleich dreifach gekauft und bisher habe ich nicht vor, sie weiterzuverschenken; zu sehr genieße ich den Stapel, der hier vor mir liegt. Man sollte dem Galiani Verlag und der Illustratorin kiloweise Schokolade dafür schicken.
Heute soll es aber um ein anderes Buch gehen: „Eine Träne. Ein Lächeln. Meine Kindheit in Damaskus“ von Luna Al-Mousli fiel mir sofort auf, weil es rot, weiß, schwarz und auf den ersten Blick bildhübsch ist. Dazu ist es noch auf Arabisch und Deutsch erschienen - und ich bin auf der Suche nach syrischen Autor*innen.
Luna Al-Mousli, 1990 in Melk geboren, in Damaskus aufgewachsen und jetzt im Wiener Exil lebend, hat in diesem Buch nicht nur 44 Geschichten aus ihrer Kindheit aufgeschrieben, sondern diese Geschichten auch noch so illustriert, dass ich überlege, das Buch eher zu meinen Ohrringen zu hängen als in mein Bücherregal zu stellen.
Die leuchtend roten Illustrationen sind filigran und humorvoll, und in der Mitte, dort, wo das Buch auseinander klappt, sind die Seiten rot bestäubt. Gibt es eigentlich ein Wort für diese Stelle des Buches, deren Anziehungskraft ich gerade das erste Mal entdeckt habe? Ja?
Al-Mousli schreibt in Miniaturen von ihrer betenden Großtante Samiha und ihrer Schulzeit in der Klosterschule, in der sie Sailor Moon mit ihrer Katze kolorierte, während die anderen Schüler in ihren Malbüchern Jesus bemalten. Sie erzählt von der Mutter, die ihr beibrachte in der Koranschule ja nicht alles zu glauben, und von der Allgegenwart Assads.
Wenn sie auf der einen Seite beschreibt, wie sie lernt eine Waffe auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen, dann folgt auf der nächsten, wie sie die Wassermelonen im Pool kühlten.
Jede Seite ist ein Fragment eines Lebens in Damaskus, das von Gleichzeitigkeiten geprägt war und das es so nicht mehr gibt: von Freiheit und Unterdrückung, von kritischem Geist und Anpassung, von blitzlichtartigen Einsichten in das Regime Assads und von Konzerten, die Al-Mousli, ihre Cousinen und Cousins für palästinensische Flüchtlingskinder geben; von Tag und Nacht laufenden Aljazeera-Nachrichten bis zu großen weißen, im Wohnzimmer ausgebreiteten Decken, auf denen Minze oder Lavendel trockneten. Es gelingt ihr die hohe und mutige Kunst der Einfachheit. Kein Wort zu viel, kein Bild überfrachtet.
„Im Winter lag in jedem Zimmer ein riesiger orientalischer Teppich, der von einer Generation zur nächsten vererbt wurde. Ich saß stundenlang auf diesen Teppichen und versuchte Fehler in den Ornamenten zu finden. Ja, ich fand welche.“
„Amme Samiha machte die schönsten und besten Haarzöpfe. Die waren so fest und robust. Tagelang überlebt die Frisur, ohne kaputtzugehen.“
Im Nachtrag schreibt Luna Al-Mousli, wie schwierig der Anfang im Wiener Exil für sie war, wie sehr sie das Hiersein hasste, das Anderssein, das Alleinsein; wie sehr sie die Fragen hasste: Woher kommst du, warum trägst du kein Kopftuch, liegt Syrien in Afrika?
Die Autorin beschließt dieses wunderschöne, rot-weiße, poetische, traurige und sinnliche Buch mit der Antwort auf ihre Lieblingsfrage: „Luna, was wird aus Syrien werden?“ „Es ist das Land in dem noch ein Großteil meiner Familie wohnt. Es ist das Land, in dem ich meine Kindheit verbracht habe. Es ist das Land, in dem ich morgens Jasmin pflückte.“
Ich würde Luna Al-Mousli gerne kennenlernen.
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