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Jahrgang 1978, Journalistin und Autorin. Sie studierte Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Geschichte in Bochum.Texte von ihr wurden unter anderem in der FR, FAZ, auf ZEIT ONLINE und in der Neuen Rundschau veröffentlicht. Sie ist Mitherausgeberin der Zeitschrift Pop. Kultur und Kritik, für die sie regelmäßig über Pop und Kunst schreibt. Außerdem ist die Mitglied der Redaktion von 10nach8, eine Kolumne und ein Autorinnen-Kollektiv bei ZEIT ONLINE.
Auch wenn meine letzte Empfehlung schon Alexander Kluge galt, hier ist ein weiteres von Karl Bruckmaier realisiertes Hörstück des Autors, das sehr gut gemacht und interessant ist. Es ist gar nicht so leicht, literarische Hörstücke zu finden, die nicht mit Klangkunst zugekleistert werden oder sonst wie raunen. In "Das neue Alphabet" wurden gute Sprecher*innen und eine angenehm zurückhaltende Komposition (Jeb Loy Nichols, Antye Greie und Nicholas Desamory), die trotzdem wild sein darf, mit den nicht weniger wilden Gedanken von Kluge und seinen Gästen kombiniert. Heiner Müller haucht, Helge Schneider macht Witze, wie immer "neben dem Witz" und seine Tochter Sophie Kluge buchstabiert. Die überraschenden Verbindungen der Gedanken und Bilder, wie sie Kluge liebt, öffnen das Denken. Und wenn man sich als Hörer*in einlässt, legt man die Zunge flach an den Boden, den Unterkiefer auf den Boden, vertraut man dem Ohr, den Geschichten, egal wie seltsam die Kombinatorik der Wissensbereiche zunächst erscheinen mag. Spiritualität und Dialektik, Zufallswolken und Außerirdische, Unbestimmtheit und KIs. Ich folge den Gedankensprüngen und ach so sinnvollen Verbindungen zwischen dem Chor, dem Politischen, kollektivierten Zufällen, Engeln, Esoterikern in der DDR, der Katastrophe von Tschernobyl, Wetterphänomenen und Kindheitserinnerungen. Kluge ist daran gelegen, die Mündlichkeit als ein Gegenmittel zur Bilderflut wiederzubeleben, ohne technikfeindlich und kulturpessimistisch zu sein und:
beschwört in seinem Hörspiel "Das neue Alphabet" wieder und wieder eine poetische Kraft, die uns temporär Schutz bieten kann vor den Algorithmen, mit denen Silicon Valley uns zu sehen und erkennen meint. In kleinen Erzähleinheiten fahren Lebensgeschichten auf, werden Anekdoten ausgebreitet, werden überraschende Verbindungen geknüpft. Dabei wird ein ungemein scharfes Bild von unserer Welt vermittelt, die im Zuge der Digitalisierung aller Lebensbereiche wieder einmal eine andere werden müsste.Ich habe hier nur den ersten Teil direkt verlinkt, aber den zweiten will man danach bestimmt auch noch hören, denn im "Schaltwerk unter seiner Kopfhaut liegen tausend weitere Geschichten."
Quelle: Bayerischer Runfunk br.de
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