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Es ist immer eigenartig, wenn man Literaturgeschichten aus verschiedenen Sprachen miteinander vergleicht, eigenartig, welche Autoren in andere Literaturen eindringen und welche nicht. Die Wege der Rezeption sind schwer ergründlich: Die Aneignungs- und Kanonisierungsprozesse bleiben relativ unvorhersehbar, man kann sie eigentlich nur historisch diagnostizieren, allgemeinere Regeln für sie aufstellen kann man kaum. Hemingway und Salinger haben es hier zur Schullektüre gebracht, von Flannery O’Connor, ohne die in den U.S.A. die Geschichte der Short Story undenkbar ist, hat man dagegen nicht mehr so selbstverständlich gehört. Italo Calvino kennt fast jeder Bücherleser, aber jemand wie Beppe Fenoglio hat sich außerhalb Italiens nie auch nur leicht dem Status angenähert, den ihm die italienische Literaturgeschichte zuschreibt. So ein ähnlicher Fall ist Nathanael West. Für Harold Bloom war er neben Faulkner und Pynchon das beste, was Amerika im 20. Jahrhundert zustande gebracht hat. Hier: West? Wer? Pfft.
West hat vier Romane geschrieben und nur zwei davon sind wirklich gut. Einer der beiden ist Miss Lonelyhearts. Er handelt von einem Zeitungskolumnisten im Manhattan der 1930er Jahre, der unter einem Pseudonym (“Miss Lonelyhearts”) kummervolle Leserbriefe beantwortet. Niemand in der Redaktion nimmt die Kolumne ernst, alle, der Kolumnist eingeschlossen, sehen sie als schlechten Witz, bei dem man kalkuliert die jeweils gefragten Gefühlsregister bedient. Und die eingesandte Briefe lesen sich auch unfreiwillig komisch, aber schnell schleicht sich in die Komik ein Ernst ein, der das Lachen im Gaumen etwas bitter werden lässt. Miss Lonelyhearts, der Kolumnist, beginnt, sich um seine Leser zu sorgen, und sich in ihre Lebenslagen hineinzudenken, aber richtig ernst nehmen kann er seine Kolumne trotzdem nicht. Was daraus folgt, ist ein Fest des schwarzen Humors und der lachenden Desillusionierung.
Nathanael West hat einen geraden, knappen Stil mit klaren, deutlichen Bildern. Mit ein paar Strichen ist er schon tief drin in seinen Charakteren. Er lässt es oft unentschieden, ob eine Szene humoristisch oder ernst gelesen werden soll. Seine Figuren sind mittelmäßige Gestalten mit bescheuerten Tätigkeiten und mickrigen Wünschen, aber man nimmt sie nicht als komische Figuren wahr, weil ihre Lebensentwürfe dann doch zu wirklich erscheinen und man sie nicht gleich wegwischen kann. Diese Unentscheidbarkeit hat teilweise etwas von Kafkas Humor, der einem beim ersten Lesen vielleicht auch nicht unbedingt auffällt, und manchmal, besonders in der Schlusspassage, etwas von den Coen-Brüdern in ihren besten Filmen. Auch in Fargo hat es ja immer etwas Erfrischendes, wenn man an die Nichtigkeit und Mittelmäßigkeit von allem erinnert wird und dabei noch lachen darf.
Wenn ich nicht sofort weiß, wie ich etwas nehmen soll, kitzelt es mich beim Lesen. Und dieses Kitzeln suche ich immer wieder, auch wenn es manchmal Dürreperioden gibt, in denen es schwierig wird, es ausfindig zu machen. Dann muss ich zurückkehren zu sicheren Fällen, bei denen ich mir die richtige Dosis noch einmal holen kann.
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