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Quelle: ss
Spionin, Detektivin oder Archäologin wollte ich eigentlich werden. Dann reichte es nur zur Schriftstellerin. Zumindest kann ich seitdem meiner Passion im Recherchieren nachgehen. Bislang hielt ich mich dazu in verschiedenen Ländern, wie Portugal, Österreich, USA oder Japan auf. Mein letzter Roman "O.", eine Neuschreibung der Odyssee aus weiblicher Perspektive, ist im März 2020 erschienen. Außerdem gibt einen neuen Essayband mit dem Titel "Erfundene Heimaten". Zurzeit arbeite ich an einem Projekt, das sich mit der Darstellung von Historie in aktuellen literarischen Werken beschäftigt.
Das Außerordentliche an Ludwig Lahers Werk ist seine Wirkung über das Buch hinaus. Überdies lebt der Autor dort, wo er zu Untaten des Nationalsozialismus recherchiert, u.z. in der Nähe eines ehemaligen Arbeitserziehungs- und Zigeuneranhaltelagers im österreichischen Weyer. Das bedeutet, dass er sich mit Reaktionen auf sein Tun vor Ort auseinandersetzen muss. So arbeitet er gegen ein gängiges Entschuldigungsmuster, mit dem nach dem 2. Weltkrieg hantiert wurde, dass es nämlich besser wäre, über die Vergangenheit zu schweigen, da ab nun Täter und Opfer in Frieden zusammenleben müssten. Laher ist angetreten, diese kollektive Amnesie und ihre Folgen für die Nachkommen zu durchbrechen.
Im Zentrum seiner Darstellungen stehen meist männliche Protagonisten, so auch in seinem gerade erschienenen Buch Schauplatzwunden. In einem Zeitraum von rund 20 Jahren trug Laher Material über die dargestellten Personen zusammen: Lebensdokumente, Taufbücher, Berichte von Augen- und Ohrenzeugen, Interviews mit Überlebenden, Nachkommen und Opfern. Absicht von Schauplatzwunden sei es, einige der Menschen, die im Lager Weyer festgehalten und malträtiert wurden, „ihrer Spurlosigkeit zu entreißen“.
Anders als in früheren Werken werden dieses Mal Täternamen nicht verfremdet. Der Autor nennt als Grund dafür die mittlerweile durch historische Forschungen erbrachten Beweise, welche ebenfalls Klarnamen verwenden. Und so wie Laher die Porträtierten stets mit Vor- und Nachnamen bezeichnet, sind auch Ortsnamen sowie Datumsangaben für heutige Leser verifizierbar.
Lahers pädagogischer Absicht entspricht die Entscheidung für einen allwissenden Ich-Erzähler, der den Überblick über alles und alle bewahrt. Im Tonfall eines Chronisten werden Täter benannt, die Auswirkungen ihrer Taten auf das Leben und Sterben ihrer Opfer geschildert. Das moralische Urteil ist von vornherein klar, Zweifel sollen nicht aufkommen. Durch die Einführung des Ich-Erzählers wird Identifikation ermöglicht. Der Leser selbst könnte dieses Ich sein. Gleichzeitig gibt der Ich-Erzähler äußerste Objektivität vor. Er weiß besser Bescheid als Zeitzeugen, deren Erinnerungsapparat aus verschiedenen Gründen nicht ausreichend funktioniert. Der Ich-Erzähler verkörpert das historische Gedächtnis. Vage persönliche Erinnerungen werden mit exakten Recherche-Ergebnissen konfrontiert und in ihrer Brüchigkeit sichtbar gemacht. Dieses langwierige Verfolgen von Spuren und Entschlüsseln bürokratischer Rechtfertigungen verdeutlicht das Dilemma, radikal zerstörte Lebenswege nachträglich zu dokumentieren. Sprache war dabei mitentscheidend, so etwa in der Verwendung von Worten für Todesarten, welche die Täter erfanden, um die Wahrheit hinter ihren Morden zu verstecken, wie etwa „Lebensschwäche“ oder „Herzfleischentartung“.
„Nichts ist vergangen“, behauptet der Ich-Erzähler, und weist so auf sein Anliegen, aufzuzeigen, welche Langzeitfolgen eine nach dem Krieg nur teilweise erfolgte Entnazifizierung und Aufarbeitung hervorgerufen hat. Da in der Gegenwart jederzeit und überall die Gefahr eines Rückfalls droht, ist der Autor aufgerufen, sich auch jenseits seiner Schreibarbeit zu engagieren. Dieses Beharrungsvermögen und Lahers Mut, sich mit schuldhaften Verstrickungen, die bis heute nachwirken, anzulegen, sind wahrscheinlich einzigartig.
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