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Ich beschäftige mich seit vielen Jahren journalistisch mit dem Spannungsfeld Medien, Technik und Gesellschaft. Ich habe Krautreporter gegründet, war vorher unter anderem Chefredakteur der deutschen Wired und habe das Digital-Ressort bei Focus Online aufgebaut und geleitet. Ich bin außerdem Gründer und Herausgeber des Journalismus-Thinktanks vocer. Ich mag Gedrucktes und lese trotzdem fast alles digital.
Das Thema ist nicht neu, das Problem aber nach wie vor da: Was passiert, wenn sich Journalisten einladen lassen? Zum Beispiel Autojournalisten auf Kosten des Herstellers zur Präsentation eines neuen Modells in Spanien, Technikjournalisten auf Einladung zum neuen Smartphone-Modell in die USA oder Reisejournalisten zu einer organisierten Recherche in Dubai, bezahlt von der Tourismusbehörde. Wenn also diejenigen eine Reise bezahlen und organisieren, über deren Inhalte die Journalisten danach berichten werden?
Der Wiener Journalist Bartholomäus von Laffert hat gerade an einer solchen Pressereise für Wirtschaftsjournalisten teilgenommen. Auf Einladung der türkischen Regierung, organisiert von einer PR-Agentur. Thema: "Türkei: Wirtschaft mit Zukunft." Von Laffert beschäftigt sich in seinem Text mit der ethischen Innensicht dieser Reise zwischen 5-Sterne-Hotel, Geschenken und Treffen mit ausgewählten Politikern oder Wirtschaftsvertretern. Interessant wird es an der Stelle, an der er auf die daraus entstandenen Geschichten seiner Mitreisenden verweist:
Die Kollegen haben nach der Türkei-Reise teils kluge, auch kritische Artikel geschrieben. Und trotzdem ist die Taktik der Organisatoren aufgegangen, indem sie ihr Agenda Setting nach dem Motto geltend machten: Weniger Erdoğan, mehr Hoffnung für die türkische Wirtschaft. Weniger Apokalypse, mehr Optimismus.
Denn in der Tat sind die verlinkten Geschichten bei FAZ, SZ und Tagesspiegel keineswegs Jubelarien auf die türkische Regierung. Aber man liest sie doch etwas anders, wenn man vorher Lafferts Text gelesen hat – zumal in diesen drei Beiträgen ein Hinweis auf die PR-Reise fehlt. Und genau mit dem Hinweis darauf trifft der Autor den wichtigsten Punkt.
Update (6.1.2017): Inzwischen gibt es einen Nachtrag unter dem Text, der sich auf die drei Artikel bezieht. Die Redaktionen/Journalisten betonen darin, dass sie den Großteil der Kosten selbst getragen haben bzw. kein Hotel/Anreise genutzt wurde.
Quelle: Bartholomäus von Laffert Bild: suedraumfoto/Imago freitag.de
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Das Thema ist wichtig, der Text im Prinzip gut - nur eines fehlt: Für mein Empfinden gehört es bei solchen Vorwürfen mit dazu, die Redaktionen zu konfrontieren. Tagesspiegel und FAZ haben die Pressereise offenbar größtenteils selbst gezahlt, SZ-Korrespondent Mike Szymanski wohnt in Istanbul und hat keine Übernachtungen in Anspruch genommen. Diese Informationen hätten von Anfang an enthalten sein sollen.
Über das Thema Korruption und Journalismus liest man recht wenig. Warum nur? Umso mehr Applaus hat dieser Artikel verdient.