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Ich beschäftige mich seit vielen Jahren journalistisch mit dem Spannungsfeld Medien, Technik und Gesellschaft. Ich habe Krautreporter gegründet, war vorher unter anderem Chefredakteur der deutschen Wired und habe das Digital-Ressort bei Focus Online aufgebaut und geleitet. Ich bin außerdem Gründer und Herausgeber des Journalismus-Thinktanks vocer. Ich mag Gedrucktes und lese trotzdem fast alles digital.
Dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Medienbranche an vielen Stellen einen Abbau von Qualitätsstandards zur Folge haben, ist keine Neuigkeit. Nur: Wie soll man sich als Journalist verhalten? In der Schweiz hat dies jüngst etwa zur Gründung von Republik geführt – einem unabhängigen Online-Medium, initiiert von ein paar bekannten Journalisten des Landes.
Andere dagegen hängen irgendwann ihren Beruf an den Nagel, wie der Schweizer Journalist Joel Weibel. Der hat in der Medienwoche aufgeschrieben, wie sich sein Ausstieg für ihn schon lange ankündigte, wie er seinen Beruf als Passion empfunden hatte – und mit seinen Ansprüchen an den realen Arbeitsbedingungen gescheitert ist. Sein letzter Job beim Sonntagsblick wurde ihm gekündigt. Seiner Aussage nach offiziell deswegen, weil er zu wenig geschrieben habe. Oder andersrum, wie er einen ehemaligen Kollegen zitiert: "Weisst du, du hast zu viel recherchiert."
In seinem Text reflektiert Weibel, warum das für ihn nicht ging, dieser Beruf mit dem verbundenen Idealismus. Und interessanterweise rechnet er dabei nicht nur mit den Strukturen, sondern auch mit dem Selbstverständnis der Journalisten ab. An manchen Stellen klingt das beinahe schon so, als sei er aus einer Sekte ausgestiegen.
Weibel arbeitet jetzt bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung. Er sagt:Und tatsächlich befreit man sich ein wenig von einer eingeschworenen Truppe, wenn nicht von einer Religionsgemeinschaft, wenn man plötzlich sagt: Ich bin nicht mehr Journalist.
Dass Insider ihren Job quasi religiös verstehen, zeigt der derzeitige Hype um die "Republik". Dieses Heilsversprechen. Es ist kein Wunder, ist Christof Moser einer der treibenden Kräfte. Schon in der "Schweiz am Sonntag" (selig) schrieb er einst über Seitenwechsler wie mich: "Manche von ihnen mag ich persönlich, aber beruflich halte ich sie für das, was sie sind: Verräter." Ein starkes, ein biblisches Wort. Verräter!
Mein Job ist nicht mehr meine Religion. Er ist einfach mein Job.
Quelle: Joel Weibel medienwoche.ch
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Interessant, zuerst dachte ich es geht um die Leser - denn auch bei ihnen hat Journalismus etwas mit Religion gemein!