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Medien und Gesellschaft

Müssen Journalisten zur eigenen Marke werden?

Bernd Oswald
Autor, Trainer und Trendscout für digitalen Journalismus

Digital Resident aus Leidenschaft. Aber ohne dabei betriebsblind zu sein. Seit 2000 bewege ich mich als Journalist und als Trainer an den digitalen Schnittpunkten von Politik, Medien und Gesellschaft. Nützliche Links habe ich schon immer gerne geteilt.

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Bernd OswaldMittwoch, 11.09.2019

Seit Beginn dieses Jahres gibt es im Journalist-Magazin eine lesenswerte Serie: Unter dem Label "Mein Blick auf den Journalismus" erläutern bekannte und der Zukunft zugewandte Journalisten, wie sich ihr Beruf verändern muss, um überhaupt eine Zukunft zu haben. Der jüngste Beitrag stammt von Richard Gutjahr, einem der bekanntesten Digitaljournalisten des Landes. Seine Bestandsaufnahme ist erstaunlich pessimistisch geraten: 

  • die Menschen lesen nicht mehr und stürzen sich statt dessen immer stärker auf Videos
  • auf den omnipräsenten Smartphones müssen journalistische Angebote gegen die Konkurrenz durch Spiele, Messenger und Videos bestehen
  • fast jeder Smartphone-Nutzer ist ein mobiler Multimediaproduzent - was es für Journalismus noch schwieriger macht, die Aufmerksamkeit der Nutzer zu gewinnen

Durch den kommenden 5G-Mobilfunkstandard werde sich diese Entwicklung, vor allem die zum Videokonsum, noch beschleunigen und den Kampf um Aufmerksamkeit noch erschweren. "Wo wird der Platz für Journalisten sein, wenn in dieser Arena bald jeder gegen jeden um Aufmerksamkeit buhlt?", fragt Gutjahr.  Seine Antwort: Journalisten müssen sich selbst zur Marke machen. Zum Beispiel, indem sie ihrem Publikum persönliche Erfahrungen anbieten, die analog, endlich, vor allem aber nicht digital replizierbar sind:

Ich könnte mir ganze Festivals vorstellen, bei denen Verlage, TV- und Radiosender oder einzelne Formate wie zum Beispiel die Tagesschau mit ihren markantesten Köpfen auf Tour gehen, um live vor Ort ihre Recherchen zu präsentieren und zu diskutieren.

Das klingt auf den ersten Blick gut und nutzerfreundlich, aber lässt sich damit auch genügend Geld verdienen? Oder sind solche Modelle nur ein Teil der Lösung, die aber bisherige Geschäftsmodelle wie den Verkauf von Inhalten, sinnvoll ergänzen können?


Müssen Journalisten zur eigenen Marke werden?

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Kommentare 5
  1. Detlev F. Neufert
    Detlev F. Neufert · vor 5 Jahren · bearbeitet vor 5 Jahren

    Völliger Irrsinn. Wie sollen Journalisten das denn zeitlich schaffen? Und dann noch ihre Zeit, die sie zum Recherchieren benötigen, für den Zeitfresser social media erübrigen. Und noch eins: Im Gegensatz zur Rumguck-Erfahrung des Autoren ist meine Rumguck-erfahrung, dass immer mehr Menschen in U-Bahn, S-Bahn etc. Bücher lesen. Und zwar alle Altersgruppen. Und: Irgendwann wird auch der letzte Apologet des Smartphones merken, dass seine Augen eintrüben und der 'Genuss' von facebook und Co zu immer größerem Verdruss führt. Wetten, dass das gedruckte Wort am Ende Sieger bleibt? Macht spannenden, aufklärerischen und wagemutigen Journalismus, dann habt ihr die Aufmerksamkeit, die ihr braucht. Wie so etwas geht, das wussten auch schon die alten Griechen. Vielleicht kriecht der Autor ja mal in eine Tonne

    1. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor 5 Jahren

      ich finde Gutjahrs Forderung auch zu radikal und glaube nicht, dass es so kommen wird. Wo er imho aber Recht hat, ist, dass die Bildschirme gewinnen werden, was man auch immer darauf anschaut. Insofern halte ich ihre Wette, dass das gedruckte Wort am Ende der Sieger bleiben wird.

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 5 Jahren

    ich zweifle...wenn jeder seine eigene Marke wird, ist das ja nur eine weitere Dimension von "jeder buhlt gegen jeden um Aufmerksamkeit". Journalismus ohne journalistische Kollektive ist möglich, aber wird mAn eine Nische bleiben. Solche Kollektive neu zu denken und dabei totale Ansätze wie den klassischen Verlag zu überwinden - das scheint mir zielgerichteter. Siehe riffreporter oder medwatch.

    1. Holger Lindner
      Holger Lindner · vor 5 Jahren

      meine bescheiden Ansicht, nach vielen Jahren der Beobachtung auch eines hiesigen "Jounalisten" Frank Lübberding ist folgende:

      Wenn ein Teil der 4ten "Gewalt" nicht von dem immanenten "Goebbels-Prinzip" welches es natürlich gibt, politisch und gesellschaftlich gesehen, nicht zurück zu den sinnhaftigen Wurzeln kehrt, dann ist eh der Journalist nur eine "Hure" des moralischen Systemes...

      Was ist Hui und was ist Pfui ... "BILD dir deine Meinung" sprach ja bekanntlich zuerst mit dem Toten...

      Wo hyperaktive Moral und das Dogma herrscht, hat der Sinn und der Verstand samt Logik keine Chance mehr. Kommt nicht von mir, das wusste schon Goethe, Albert Pike und andere Vorgänger, die noch eigenständig das Denken denken durften... freilich wie Leonardo da Vinci unter Aufsicht, versteht sich.

      Nehmen wir an, der Mensch als Ganzes, wäre ein Abbild unsere Milchstraße, dann wären alle hier lebenden Menschen nur Bakterien im Dickdarm. Winzige Mikroben im unendlichen uns bekannten Raum des Universums. Auch der Journa-list.

      Dann führt diese Mikrobe auch noch Kriege im Dickdarm, und freut sich, andere Mikroben obsiegt zu haben, und die Meinungshoheit über maximal 0.0000001 MikroQuadretmeter des Seins erlangen zu können.

      Dieses Sein beschreibt und begleitet nun die 4te "Gewalt"... zur Zeit eben moralisch dogmatisch aufgebläht, als hätte der Dickdarm keine Chance mehr.

      Das Ergebniss einer Aufblähung ist aber die Flatulenz...

      Goethe beschrieb das mal als das "unzulänglich Wahre"... was uns ALLE über einen ganz langen Zeitraum "betört" und in die IRRE führt.

      Daran sollte der "unbefleckte" Journalismus der Zukunft, den es NIE geben kann, mal denken.

      Erst wenn man sich bewusst wird, dass man nur eine temporäre Erscheinung im gesamten Universum ist, dann könnte selbst bei "Journalisten" so etwas wie "Logik" in das Hirn gelangen.

      Das werde ich persönlich aber nicht mehr erleben.

    2. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor 5 Jahren

      sehr klug beobachtet. Nur mit Einzelkämpfern, Marke hin, Marke her, wird es nicht gehen, mal ganz davon abgesehen, dass es für einen einzelnen Journalisten sehr anstrengend und aufwändig ist, die Marke aufrecht zu erhalten bzw. zu pflegen. Da tun sich schon viele Neugründungen, Du nennst sie Kollektive, schwer.

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