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Pop und Kultur

Aufräumen mit dem Mythos der 90er

Martin Böttcher
Journalist, Sammler
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Martin BöttcherDienstag, 19.09.2023

Auch schon wieder acht Monate her, dass hier an dieser Stelle das Buch "Kein morgen" von Werner Amann besprochen wurde. Ein Fotobuch, ergänzt mit Texten von Schriftsteller Leif Randt. Wer am Damals und an Techno oder Rave interessiert ist, für den ist das nach wie vor ein gutes Buch. Wer ein bisschen tiefer gehen möchte und sich fragt, warum die 90er eigentlich auf die immer gleiche Art gezeigt und gefeiert werden, für den ist das hier empfohlene Groove-Gespräch von Simon Popp und Leif Randt über "Kein morgen" vielleicht eine gute Ergänzung. Aber auch ohne "Kein morgen" zu kennen, finde ich interessant, was Leif Randt über das Entstehen des Buches und über seine eigenen Texte darin sagt:

Werner sagte kurz vor Weihnachten beim Ausgehen zu mir, dass er eigentlich immer versucht hat, eine Science-Fiction der Gegenwart zu fotografieren, und vielleicht wirken seine Fotos aus den Neunzigern auch deshalb so aktuell. Er hat intuitiv diejenigen fotografiert, die ihrer Zeit vielleicht einen Tick voraus waren oder einen besonders starken Future-Spirit ausstrahlten. (...) Glücklicherweise fühlt sich elektronische Musik in den besten Moment weiterhin futuristisch an, retro-futuristisch vielleicht, denn die Musik ist jetzt schon lange da, aber ich bin froh, dass es sie gibt.

Hat natürlich auch etwas Paradoxes: eine sich futuristisch gebende Subkultur, die "kein morgen" kennt. Aber auch darüber reden Randt und Popp. Lustigerweise heißt die Kolumne von groove.de, für die das Gespräch geführt wurde, "GESTERN MORGEN", nicht ohne Grund in Großbuchstaben geschrieben. Das Spiel mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: nach wie vor ergiebig!

Aufräumen mit dem Mythos der 90er

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