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Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke Medien und Gesellschaft
Freier Journalist in Hamburg. Liebste Arbeit: Interviews führen; übelste Arbeit: Interviews abtippen.
Flohwalzer-Virtuose. Erste selbstgekaufte Kassette: Roxette - "Tourism". Krautrock, afrikanischer Blues und Souljazz waren da noch fern. Schätzt "Handgemachte Musik", und hört natürlich trotzdem HipHop, Dub und Ambient.
Dieser Typ biedert sich bei niemandem an. Michael Wollny spielt weder Neo-Klassik noch Playlist-taugliches Café-Gesäusel, und schon gar keinen Electro-Jazz. Kürzlich veröffentlichte der Leipziger Pianist gleich zwei Alben an einem Tag. Auch mit „Oslo“ und „Wartburg“, benannt nach den Aufnahmeorten, wird der „einzige deutsche Jazzer mit internationalem Star-Appeal“ (Süddeutsche Zeitung) wohl wieder in den Pop-Charts landen. Dabei ist das JAZZ, in Großbuchstaben, verspielt, dunkel, unberechenbar. Akustisch im Trio eingespielt mit gelegentlichen Gastbeiträgen von Bläsern. Doch die sind beinahe vernachlässigenswert, denn Wollny braucht eigentlich nur seine grandiosen Begleiter an Kontrabass und Schlagzeug. Und sein eigenes, mal romantisch introvertiertes, mal lässig groovendes Spiel.
Der Artikel, den Wollny nun selbst für die SZ verfasste, liest sich so, wie sich seine Musik anhört: anspruchsvoll, aber unterhaltsam. Der Pianist analysiert sein eigenes Spielverhalten und spricht über Björk, die jeden Song bis zum letzten Studio-Tag unfertig halte, „damit sie am Ende gezwungen ist, spontan zu sein.“ Der Musiker ist ein ganz belesener Intellektueller, wenn er Thomas Bernhard zitiert und von seiner Bewunderung für Melvilles „Moby Dick“ spricht.
Von Michael Wollnys spontanem Verhalten bei Konzerten lässt sich womöglich sogar eine Maxime für jeden von uns ableiten. Im Alltag bedeute Improvisation meist, mit Situationen klarzukommen, die nicht zu überblicken seien. Doch: „Wer improvisiert, zollt der Komplexität des Gegenstands Respekt.“
Bonus piq: eine furiose Live-Version von Kraftwerks "Das Modell".
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