Kanäle
Jetzt personalisiertes
Audiomagazin abonnieren
Log-in registrieren
forum verwendet Cookies und andere Analysewerkzeuge um den Dienst bereitzustellen und um dein Website-Erlebnis zu verbessern.

handverlesenswert

Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.

Du befindest dich im Kanal:

Pop und Kultur

Games als Spielfeld rechtsnationalistischer Geschichtsumdeutung

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
Zum User-Profil
Christian HubertsFreitag, 22.10.2021

Es fing provokativ, aber auch irgendwie ziemlich egal an. Hatred, das umstrittene Erstlingswerk des polnischen Entwicklerstudios Destructive Creations ist eine spätpubertäre Gewaltfantasie in düster-kitschiger Black-Metal-Optik. Ihr zweites Spiel IS Defense ist zwar spielerisch ebenso belanglos wie Hatred, wirft aber bereits ernsthafte Fragen zur Gesinnung der Entwickler auf: Die Strände Europas werden dort mit Dauerfeuer vor »Terroristen« in Schlauchbooten verteidigt. Eine Dogwhistle, die unter anderem in rechtsextremen Online-Subkulturen genau verstanden und wertgeschätzt wurde. Mit Ancenstors Legacy und jüngst War Mongrels hat das Studio mittlerweile zwei Computerspiele im Katalog, die zwar auf den ersten Blick weitaus harmloser wirken als frühere Gewaltexzesse, aber nicht weniger fragwürdig sind. Ancestors Legacy macht das europäische Mittelalter zur Projektionsfläche für nationalistische Identitätspolitik und War Mongrels verklärt unter anderem die Rolle der Wehrmacht zu einer von Propaganda verführten Armee.

Das alles wäre schon Anzeichen genug dafür, dass Computerspiele zunehmend nicht nur einfach historische Settings aufgreifen, sondern ebenso aktiv Einfluss auf die Deutung von Geschichte nehmen wollen. Wirft man einen näheren Blick auf die Mitarbeiter von Destructive Creations selbst; schaut nach, welchen Institutionen sie nahestehen, wie sie sich in den sozialen Medien äußern und welche Codes sie nutzen, erhärtet sich dieses Bild. Die Initiative Keinen Pixel den Faschisten! hat in einem aufwändig recherchierten Dossier viele Hinweise auf Verbindungen zur rechtsnationalistischen Szene in Polen aufgedeckt. So flirtet etwa der CEO des Studios öffentlich damit, nach allgemeinem Verständnis ein Nazi zu sein und sieht Polen in Zukunft als »zweites Palästina«. Piotr Franz, Referent bei Gesicht Zeigen! und einer der Autor*innen des Dossiers, fasst die Ergebnisse des Dossiers auf dem Blog Superlevel noch einmal lesenswert zusammen und ordnet sie in Hinblick auf die Frage ein, wie War Mongrels und andere Games eine rechte Version der Geschichte schreiben wollen.

Gaming-Studios mit nachweislichen Verbindungen in die rechte und rechtsextreme Szene sind in der Branche bislang eher eine Seltenheit. Ungefährlich sind sie deswegen nicht. Ähnlich wie sich mit Blick auf rechte Gamer*innen auf Steam beobachten lässt, kann auch eine laute Minderheit das Sag- und Machbare in den Communities verschieben, wenn ihr nichts entgegengesetzt wird. Umso wichtiger ist es also, auch bei unverdächtig wirkenden Spielen genau hinzuschauen, aus welcher Richtung der Wind weht.

Transparenzhinweis: Ich habe 2020 ein Statement der Initiative Keinen Pixel den Faschisten! gegen Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit und Antisemitismus unterschrieben, habe dort ein Interview gegeben und stehe regelmäßig mit den Mitgliedern in Kontakt.

Games als Spielfeld rechtsnationalistischer Geschichtsumdeutung

Möchtest du kommentieren? Dann werde jetzt kostenlos Mitglied!

Abonnieren

Deine Hörempfehlungen
direkt aufs Handy!

Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!

Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.

Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.

Link wurde in die Zwischenablage kopiert.

Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.