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Jahrgang 1978, Journalistin und Autorin. Sie studierte Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Geschichte in Bochum.Texte von ihr wurden unter anderem in der FR, FAZ, auf ZEIT ONLINE und in der Neuen Rundschau veröffentlicht. Sie ist Mitherausgeberin der Zeitschrift Pop. Kultur und Kritik, für die sie regelmäßig über Pop und Kunst schreibt. Außerdem ist die Mitglied der Redaktion von 10nach8, eine Kolumne und ein Autorinnen-Kollektiv bei ZEIT ONLINE.
Dieser Text von Ulrich Gutmair über einen Auftritt von Laurie Anderson in Berlin ist nicht nur eine besonders schöne Form der Konzertkritik, sondern auch der Beweis dafür, dass das, was uns an Kunst berührt oder was ein Abend mit uns unverhofft machen kann, nicht immer definiert oder rein funktional auf eine Ursache zurückgeführt werden kann.
Fliegen die Pollen schon wieder? Oder ist es Laurie Anderson, die mich zum Weinen bringt? Im Haus der Kulturen der Welt musste ich mir Tränen aus den Augenwinkeln wischen. Auf dem Nachhauseweg lief es in Strömen die Wangen herunter. Die Ursache wird sich nicht klären lassen.
Laurie Andersons Ruhm beruht auf ihren ausgefeilten, verfremdeten Sprechtechniken, die sie selbst als "Audio-Drag" bezeichnet. So viel steht fest. Sie jagt ihre Stimme durch einen Filter oder Vocoder, peitscht ihre Stimme (meistens nicht höher, sondern tiefer) oder vervielfacht sie, bis sie wie ein künstlicher Chor klingt. In "O Superman", ihrer ersten Single, die 1982 unerwartet auf Platz 2 der britischen Charts einstieg, und bis heute der ungewöhnlichste Avant-Pop-Chart-Hit geblieben ist, sind all diese spielerischen Verfremdungseffekte schon zu hören. Immer wieder großartig, die Vorstellung, dass "O Superman" nicht nur nachts bei John Peel lief, sondern der stoische, minimalistische 8-minütige Track am Morgen im britischen Formatradio gespielt wurde. Ohne Fade-out. So stelle ich mir das zumindest vor. Ich mag Laurie Anderson vor allem wegen ihres Humors, den ich mir auch auf eine Art ausgedacht habe, nur weil ich auf ein paar sehr sympathische Videos aus ihrem Homestudio gestoßen bin. Das, was schnell unangenehm werden könnte, zumindest in Kombination, und ihre Arbeit ausmacht, Expressivität, Body Art, Performancekunst, Spoken Word, E-Geige, V-Effekte und Avantgarde-Anspruch, wird bei ihr durch das Leichte, Humorvolle und Spielerische neutralisiert.
Aber zurück zum Text von Ulrich Gutmair: Neutralisieren sich Tränen und Checkertum ebenfalls?
Quelle: Ulrich Gutmair Bild: Adam Berry taz.de
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