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Pop und Kultur

Mit James Bond durch die Welt (rassistischer Stereotype)

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsDienstag, 14.07.2020

Am 6. August 1962 wird die Karibikinsel Jamaika von einer britischen Kolonie zur unabhängigen Nation. Am 5. Oktober 1962 wird in London der Film James Bond – 007 jagt Dr. No uraufgeführt. Schauplatz: Jamaika. Gleich zu Beginn töten drei Schwarze, als Bettler verkleidete Attentäter einen ihrer ehemaligen Kolonialherren. Der britische Geheimagent ihrer Majestät muss eingreifen. Nur eines von vielen Beispielen für die enge Verknüpfung der Filmreihe mit kolonialen Erzählmustern und rassistischen Menschenbildern, die Christoph Spittler für sein Radiofeature Der Ethnologe ihrer Majestät im Deutschlandfunk Kultur ausgräbt.

Von Dr. No bis Spectre erzählen Medienwissenschaftler*innen, Soziolog*innen, eine Sprecherin des Bundesnachrichtendienstes sowie treue Bond-Fans von rassistischen Stereotypen, kolonialem Chauvinismus, aber auch den Sehnsüchten und nostalgischen Gefühlen, die das Franchise prägen. Eine Filmreihe, die sich gerade in jüngeren Jahren – im Zuge von Globalisierung und gestiegener Sensibilität für soziale Gerechtigkeit – neu erfinden musste, um noch zeitgemäß zu bleiben. Garniert mit vielen Zitaten aus den Filmen und Meta-Kommentaren von Agent 007 selbst, eine absolut hörenswerte Weltreise.

1962, in der Hochphase der Dekolonisation, erscheint der erste Bond-Film. Das British Empire ist verloren – doch immerhin jettet 007 um die Welt und verteidigt mit der Walther PPK die postkoloniale Ordnung. Nebenbei spielt er den Reiseführer im unübersichtlichen globalen Dschungel, von dessen Bewohnern der Kinozuschauer der 60er-Jahre noch nicht allzu viel weiß. Bond-Filme sind die Völkerschauen der Nachkriegszeit. Die in ihnen gezeigten Bilder von anderen Kulturen gehören vielleicht zu den prägendsten, die in der Massenkultur je entstanden sind.
Mit James Bond durch die Welt (rassistischer Stereotype)

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Kommentare 1
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als 4 Jahre

    Nicht uninteressant. Gut gefiel mir der Vergleich mit den Völkerschauen.

    Gilt nicht auch hier, erklärt das den Erfolg, was Umberto Eco über "Casablanca" schrieb?

    "Zwei Klischees empfinden wir als lächerlich, hundert Klischees rühren uns."

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