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Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke
Schlüsselmoment? Auf undurchsichtigen Wegen, die nichts mit Geld, sondern mit krimineller Energie zu tun haben, ergattert 1979 ein kleiner Junge seine erste Platte. "Parallel Lines" von Blondie - als Picture Disc, was wichtig ist, weil der kleine Junge damals eher visuell als musikalisch an Musik interessiert ist. Das ändert sich mit den ersten Tönen dieser Platte. Um die Geschichte kurz zu machen: Der Junge wird größer, versucht sich in verschiedenen Subkulturen und landet schließlich beim Radio, bei Gedrucktem, beim Netz, um über Musik zu reden und zu schreiben. Nur ein paar Namen: ByteFM ("Electro Royale", "Time Tunnel"), Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur, Tagesspiegel. Ein Blog namens technoarm.de und natürlich ein wöchentlicher Podcast: "Pop nach 8".
Seine große Liebe ist der Club, aber eigentlich findet er Chet Baker genauso spannend wie Blake Baxter. Mal sehen, wie das endet.
Für den deutschen Musiker Mark Forster läuft es eigentlich ganz gut. Der mittlerweile 33-Jährige macht Musik, auf die sich viele einlassen wollen, er taucht in TV-Shows wie "Sing meinen Song" und "The Voice of Germany" auf, er musiziert mit Sido und Felix Jaehn, er darf in Kinofilmen Stimmen sprechen und liefert für das ZDF den Song zur Fußball-EM 2016. Es läuft also wirklich gut, aber schon aus dieser kurzen Aufzählung kann man schließen: Mark Forsters Karriere wird von der Musikindustrie ordentlich befeuert und gesteuert. Nicht die Kunst, nicht die Inhalte stehen im Mittelpunkt seines Schaffens, sondern das Geld und der Erfolg.
Es wird deshalb, wie Jakob Buhre erfuhr, nichts dem Zufall überlassen. Buhre betreibt die Online-Plattform "Planet Interview" und hat mit Mark Forster ein längeres Gespräch geführt. Gegen Ende des Gesprächs, so erläutert Buhre, habe Forster dann darum gebeten, ob er das Interview später noch einmal gegenlesen könne. Das Resultat des Gegenlesens: Das Managment von Forster habe mitgeteilt, man könne das Interview und dessen Veröffentlichung leider nicht freigeben.
Schreibenden Journalisten passiert so etwas öfter. Was aber tun? Jakob Buhre hat sich dafür entschieden, seine Fragen zu veröffentlichen und anstelle der Antworten von Mark Forster eigene Rechercheergebnisse, Überlegungen, Beobachtungen aufzuschreiben. Das ist ziemlich lang, aber gerade die erste Hälfte, in der es darum geht, wie viel von Mark Forster eigentlich in seinen Songs steckt bzw. wer da alles im Hintergrund mitarbeitet, ist interessant. Da nämlich offenbart sich das ganze Dilemma von Popmusik "Made in Germany": Musiker werden nicht als Künstler gesehen (und sehen sich wohl auch selbst nicht so), sondern als Produkte, die vermarktet und zurechtgebogen und perfektioniert und poliert werden müssen. Interessant auch, wie sich in den Kommentaren unter dem "Interview" Fans und Gegner von Forster beharken.
Quelle: Jakob Buhre Bild: Planet Interview planet-interview.de
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