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Jahrgang 1978, Journalistin und Autorin. Sie studierte Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Geschichte in Bochum.Texte von ihr wurden unter anderem in der FR, FAZ, auf ZEIT ONLINE und in der Neuen Rundschau veröffentlicht. Sie ist Mitherausgeberin der Zeitschrift Pop. Kultur und Kritik, für die sie regelmäßig über Pop und Kunst schreibt. Außerdem ist die Mitglied der Redaktion von 10nach8, eine Kolumne und ein Autorinnen-Kollektiv bei ZEIT ONLINE.
Nils Markwardt hat sich in diesem schönen Text für das Philosophie Magazin die immer wieder in den sozialen Netzwerken kursierende These angeschaut, "Die Simpsons" hätten seherische Kräfte. Die Autorinnen und Autoren hätten viele Ereignisse, bevor sie eintraten, vorhergesehen. Jüngster Beweis für die Die-Hard-Fans: Kamala Harris trug bei der Inauguration ein Outfit, das dem absurderweise stark ähnelt, welches Lisa Simpson in der 2000 ausgestrahlten Folge "Bart to the Future" trägt, in der sie zur US-Präsidentin gewählt wird.
Mit dem Semiotiker Roland Barthes erklärt Markwardt sehr schlüssig, dass die Serie als pluraler Text angelegt ist und diese Struktur die assoziative und metonymische Mitarbeit der Zuschauer*innen geradezu anfeuert. Kein Wunder, dass diese spielerische Mitarbeit dann auch mal zu Überinterpretationen führen kann oder fiktive Geschichten als hellsichtig erscheinen.
Durch ihre formale sowie inhaltliche Erzählstruktur schafft die Serie fortlaufend buchstäbliche Anschlussfähigkeiten, sodass sie nicht nur ad hoc interpretierbar ist, sondern potentiell auch aus der Retrospektive neu kontextualisiert werden kann. Und dieses Strukturprinzip der Simpsons erhöht schlicht die Wahrscheinlichkeit von hellsichtigen „Vorhersagen“.
Markwardt denkt mit Roland Barthes' Pop-Mythologie (in seinem heute klassischen Text "Mythen des Alltags" sind selbstverständliche Alltagsphänomene Träger mythischer Aussagen) über die "prognostische Kraft" der seit 1989 laufenden Serie nach und schließt seinen Text lakonisch:
Insofern liegt das Geheimnis der vermeintlich hellseherischen Kräfte der Simpsons nicht nur in ihrer „pluralen“ Bauart, sondern ist auch und vor allem darin begründet, dass die Serie mittlerweile zu einem sich selbst reproduzierenden Mythos geworden ist, an den man glauben will. In einer metaphysisch zunehmend obdachlosen Zeit, die zumindest gefühlt immer mehr verschwörungstheoretische Dämonen gebiert, erscheint der Glaube an die prognostische Kraft einer gelben Zeichentrickfamilie aber immerhin demokratisch vergleichsweise gut verkraftbar.
Quelle: Nils Markwardt Bild: GPA Photo Archive... www.philomag.de
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"metaphysisch obdachlose Zeit"...hell yeah!
OMG! Roland Barthes erklärt die Simpsons. Dafür liebe ich piqd. Danke, Mascha!