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Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.
Popfachmann Jens Balzer stellt eine neue Musikform vor: „Hardvapour ist die Musik der Stunde; der spannendste, hitzigste, umstrittenste Sound, den der Pop in dieser Saison hervorgebracht hat. Globalisiert und apokalyptisch, hoch tanzbar und extrem destruktiv; er paart die neblig-verwehte Ästhetik des letzten Goth- und Romantik-Revivals mit der Aggressivität und den verzerrten Do-it-yourself-Klängen von Industrial Techno und Punk.“ Balzer kennt sich aus mit modernen elektronischen Musiken aus den abseitigsten Ecken, nachzulesen auch in seinem jüngst erschienenen Buch „Pop - Panorama der Gegenwart". Dieses Hardvapour-Zeug jedoch ist einigermaßen unhörbar (wenn man nicht gerade sechs Tage lang auf Speed und Ketamin war), ist aber auch nur der jüngste Zuwachs der etwa fünf Jahren alten und stetig wachsenden Vapor-Familie, zu der auch der sphärische und weitaus elegantere Vaporwave gehören, Vaportrap, Future Funk, Late Night Lo-Fi, Ambient Vaporwave und Post-Vaporwave. Noch dran? Wo das alles herkommt und was das alles soll, wird hier erklärt. Kurz: Es handelt sich um Musik aus bekannten und weniger bekannten Stücken und Sounds, die langsamer abgespielt werden, gefiltert, verzerrt, mit Beats unterlegt und sonstwie gesampelt und bearbeitet. Das alles wirkt zuweilen parodistisch, surrealistisch, endzeitlich, wie Fahrstuhlmusik aus der Hölle, also sehr interessant, und man kann es auch ganz einfach selber machen. Hier wird erklärt, wie das geht, hier gibt’s einen zehnstündigen Genre-Überblick und hier das vielleicht beste Vaporwave-Album, das klingt wie eine in einem Meer aus Morphium ertrunkene 80ies Disco oder der Sountrack zu 'Drive' nach einer Massenkarambolage in Zeitlupe. In Hamburg ist übrigens seit etwa sieben Jahren eine Gang aus DJs unterwegs, die Pop- und Techno-Stücke verlangsamt abspielen, verfremden und ineinandermischen, und wahrscheinlich ist das auch irgendwie Vapor, nur nennen sich diese Herren Sutsche — die könnte auch mal jemand kurz Balzern, bitte.
Quelle: Jens Balzer spiegel.de
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