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Ich bin Journalist und berichte über Kultur, Bildung und Ideen. Zum Beispiel über traurige Komiker, zärtliche Pornos und Ethikseminare für Frontex. Schreiben ist Denken. Und Staunen ist ein guter Anfang.
Als Redakteur arbeite ich für DIE ZEIT und ZEIT ONLINE im Hamburg-Ressort. Zuvor war ich Chefredakteur des Studierendenmagazins »Zeit Campus«. Ältere Texte von mir findet man auch auf »Spiegel Online«, in »Spex« und im »Missy Magazine«.
Studiert habe ich amerikanische Kultur, Medienkultur und Politik in Hamburg und Washington, DC, aktuell mache ich berufsbegleitend einen Master in Geschichte Europas in Hagen.
Als »Autorin ohne Werk« bezeichnet der Spiegel-Redakteur Philipp Oehmke die New Yorker Intellektuelle Fran Lebowitz. Das ist doch schon mal ganz witzig.
Denn, Moment, wer war noch gleich Lebowitz? Genau, die schlagfertige, sarkastische und sensationell schlecht gelaunte 71-Jährige, die viele von uns Anfang des letzten Jahres durch Martin Scorseses Mini-Serie Pretend It's A City kennenlernten (empfohlen auf piqd hier und hier).
Da steckte Lebowitz, die einst Filmkritiken und Feuilletons für Andy Warhols Zeitschrift Interview schrieb, bereits in einer mehrere Jahrzehnte andauernden Schreibblockade. Sie lebte zwar wie eine Autorin, reiste, gab Interviews und sorgte mit ihren Auftritten für ausverkaufte Hallen (inzwischen auch diesseits des Atlantiks) – aber sie schrieb nicht. Und ob sich das in diesem Leben noch ändern wird, darf bezweifelt werden.
Immerhin gibt es jetzt ihre beiden Essay-Bände Metropolitan Life (1978) und Social Studies (1981) erstmals in deutscher Übersetzung.
Worin liegt der Reiz dieser grumpy old lady? Oehmke erkennt in Lebowitz vor allem eine Intellektuelle, die sich ihre Widerstandsfähigkeit – »oder im heutigen Jargon: Resilienz« – erhalten hat.
Lebowitz führt vor, dass es durchaus noch möglich ist, den Zumutungen und Absurditäten des modernen Lebens mit Gelassenheit und Ironie zu begegnen – Eigenschaften, die in den vergangenen Jahren zunehmend durch Emotionalität und Verletzlichkeit ersetzt wurden.
Lesen wir das mal nicht als gezielte Attacke gegen eine politisch vielleicht gar nicht so unbegründete »Identitätspolitik«, die jetzt zu diskutieren wäre, sondern als Bestandsaufnahme der Gegenwart, in der ja auffällig viele Leute recht dünnhäutig auf alles Mögliche zu reagieren scheinen.
Dass Resilienz gut und nötig ist, dürfte jedenfalls mehrheitsfähig sein (neulich argumentierte sogar Dieter Lenzen, der sehr robust wirkende frühere Präsident der FU Berlin und Uni Hamburg, Hochschulen sollten ihre Aufgabe im 21. Jahrhundert in der Stärkung von individueller und gesellschaftlicher Resilienz erkennen).
Was Fran Lebowitz vielleicht zu einer Leitfigur unserer Zeit macht.
(Super an Oehmkes Text ist übrigens auch der Service-Aspekt: Wer beim Lesen nicht mindestens einmal laut auflacht, wird mit Lebowitz wohl nicht so viel anfangen können. Wer beim Lesen hingegen irritierte Blicke von den Menschen in der näheren Umgebung auf sich zieht – auf in den Buchladen!)
Quelle: Philipp Oehmke, DER SPIEGEL Bild: Brigitte Lacombe Artikel kostenpflichtig www.spiegel.de
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