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Technologie und Gesellschaft

Baltimore wird per Flugzeug mittels Kameras dauerüberwacht - ohne Information der Bürger*innen

Anke Domscheit-Berg
Publizistin, Unternehmerin, Aktivistin
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Anke Domscheit-BergMittwoch, 24.08.2016

Baltimore, eine Stadt in den USA, war schon vor der Überwachung aus der Luft intensiv dabei, seine eigene Bevölkerung auszuspionieren: 700 Kameras hat die Polizei verteilt. Den Tod eines jungen Schwarzen in Polizeigewahrsam konnten aber auch diese Kameras nicht aufklären. Ein Einwohner äußert sich kritisch:

"I thought the cameras were supposed to protect us. But I’m thinking they’re there to just contradict anything that might be used against the City of Baltimore. Do they use them for justice? Evidently not."

Das ist genau der Punkt bei Massenüberwachung. Sie wird immer eingeführt und verteidigt mit dem Argument, es ginge um mehr Sicherheit, aber wann immer diese Sicherheit bedeutet, Bürger*innen auch gegenüber staatlichen Kräften zu verteidigen, versagt das System.

Baltimore hat inzwischen aufgerüstet. Seit Januar kreist eine Cessna mit hochauflösenden Kameras über der Stadt und zeichnet 30 Quadratkilometer Gelände auf. Die Bilder werden in Realzeit ausgewertet aber auch wochenlang gespeichert. Monatelang, bis zu 10 Stunden am Tag, flog die Cessna und zeichnete jede Bewegung jedes Menschen in Baltimore auf - ohne, dass es eine öffentliche Debatte, ja auch nur eine Information der Bürger dazu gegeben hätte. Man kann keine Gesichter oder Autokennzeichen entdecken, aber die Rückverfolgung von Menschen oder Fahrzeugen ermöglicht eindeutige Zuordnung zu Adressen oder anderen Menschen - ganze Beziehungsnetzwerke werden so sichtbar.

Um 20 Prozent soll die Verbrechensrate sinken, hat der Hersteller der Stadt versprochen, erfüllt hat sich die Prognose bisher nicht. Die Technologie kam bisher in Kriegsgebieten und in der Verbrechen geplagten mexikanischen Stadt Ciuadad Juarez zum Einsatz, in LA wurde sie 9 Tage lang getestet (auch ohne Öffentlichkeit). Baltimore soll nun den Durchbruch bringen - für noch mehr Überwachung, in noch mehr Städten, rund um die Uhr. Viva gläserne Bürger. Nicht.

Baltimore wird per Flugzeug mittels Kameras dauerüberwacht - ohne Information der Bürger*innen

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