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Kurator'in für: Technologie und Gesellschaft Fundstücke
In Hohenlimburg geboren und in Berlin lebend. Recherchen in knapp vierzig Ländern für Feature-Redaktionen des Deutschlandfunks, verschiedener ARD-Sender sowie u.a. auch DIE ZEIT und FAS, einige Auszeichnungen, Bücher zu den Themen MENSCHENWERTBERECHNUNG, DEMENZ und HEIMAT, zuletzt vorwiegend Theaterstücke mit Uraufführungen an den Staatstheatern Karlsruhe, Nürnberg und Weimar.
In diesem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung beschreibt der Intendant des Berliner Hauses der Kulturen der Welt Bernd Scherer seine Perspektive auf unsere Existenz in einer immer stärker expandierenden „wissensgetriebenen Maschinenwelt“.
Subjektive Erfahrungen werden in Objekte transformiert, Gefühle werden zu Waren, Menschen beginnen, den ihnen zugespielten Daten mehr zu trauen als ihren eigenen Erfahrungen.
Zur Bezeichnung dieser unserer Epoche nutzt der Philosoph den Begriff Anthropozän, in welcher der Mensch zur größten Naturkraft wird, d.h. er greift nicht mehr nur in die Natur ein, sondern verändert den Planeten, was die Menschheitsgeschichte zur planetarischen Geschichte macht. Dabei geht es nicht nur um Phänomene wie den Klimawandel und den Rückgang der Biodiversität, sondern vor allem auch um einen grundlegenden Paradigmenwechsel unseres Welt- und Menschenverständnisses.
Heute zielt das kulturelle Handeln weniger auf Sinn- und Bedeutungsproduktion als auf Welterzeugung - auf die Herstellung von Produkten. Parallel zur Entwicklung dieser Technosphäre findet die Ökonomisierung der Gesellschaft statt, in deren Folge menschliches Handeln kommodifiziert, nämlich als Ware kauf- und verkaufbar und dadurch weiter naturalisiert wird.
Für die dazu benötigten Infrastrukturen werden, so Scherer, nur noch wenige hochkreative Experten benötigt.
Die Mehrzahl der Menschen wird ihrer Akteursrolle beraubt und damit Objekte von Prozessen, indem sie ihr Leben und Wissen nur noch einspeist in Infrastrukturen wie die Plattformen von Google und Facebook, ohne kontrollieren zu können, was damit passiert.
Während es so ökonomisch zu einer immer größeren Akkumulation von Macht kommt, wird die Gesellschaft mehr und mehr entmündigt, und anstelle der politischen Debatte tritt die reibungslose Steuerung sozialer Prozesse.
Eine sehr interessante, komplexe, gut fünfzehnminütige Lektüre.
Quelle: Süddeutsche.de GmbH, Munich, Germany Bild: REUTERS sueddeutsche.de
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