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Seit 2005 ist er mit verschiedenen Projekten im Internet aktiv. Er gründete twitkrit.de und die Twitterlesung, organisierte verschiedene Veranstaltungen und betreibt den populären Podcast wir.muessenreden.de. Anfang 2010 begann er das Blog CTRL-Verlust zuerst bei der FAZ, seit September auf eigene Faust, in dem er über den Verlust der Kontrolle über die Daten im Internet schreibt. Seine Thesen hat er im Oktober 2014 auch als Buch veröffentlicht: Das Neue Spiel, Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust.
Zensur ist ein hartes Wort. Es ist heute ein politischer Kampfbegriff. Das war aber nicht immer so. In vordemokratischen Zeiten erachteten es Regierungen als ihre legitime Pflicht, über das öffentlich Gesagte zu wachen und nur wenige Zeitgenossen widersprachen diesem Anspruch.
Heute kommt uns das absurd vor. Obwohl - vielleicht doch gar nicht mehr so absurd. Es gibt schließlich auch heute eine gesellschaftliche Übereinkunft - selbst in den demokratischsten Ländern - dass bestimme Formen der Rede sanktioniert werden sollten: Beleidigungen, Drohungen, Kinderpornographie - um nur einige offensichtliche Beispiele zu nennen. Doch da hört es nicht auf.
Derzeit debattieren wir darüber, ab wann Hate-Speech geahndet werden soll und wie wir Fake-News effektiv unterdrücken können. Und nebenbei laufen Zensurregime schon lange gegen jede Form der Nacktheit und gegen Urheberrechtsverletzungen, ohne, dass es viele Leute gäbe, die dagegen protestierten.
Der Unterschied zu früher ist vielleicht, dass es heute Tech-Companies und ihre Plattformen sind, die die neuen Zensurregime eingesetzt haben. Und Zensur ist es doch nur, wenn es der Staat macht, oder?
Das ist naiv. Genauso naiv ist aber die Idee, dass wir auch ohne Zensur zusammenleben könnten. Die Verrohung und Polarisierung in und durch die sozialen Medien spricht eine deutliche Sprache.
Gestehen wir es uns ein: Zensur ist zurück und wir müssen Wege finden, gesellschaftlich damit umzugehen. Wie können wir Verantwortlichkeit herstellen, Macht einschränken, Prozesse kontrollieren?
Wir sind damit noch nicht besonders weit, wie dieser Artikel belegt. Die Tech-Companies halten sich bedeckt, hindern Mitarbeiter daran über ihre Arbeit zu sprechen. Die Prozesse sind intransparent, die Nutzer/innen machtlos. Wenn wir so weitermachen, landen wir im digitalen Metternich.
Wir brauchen digitale Institutionen, Gewaltenteilung und Kontrollen, die nicht mehr einfach nur staatlich sein können. Wir brauchen eine Netzinnenpolitik.
Quelle: Sarah T. Roberts Bild: Albert Gea / Reuters EN theatlantic.com
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