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Kurator'in für: Technologie und Gesellschaft Fundstücke
In Hohenlimburg geboren und in Berlin lebend. Recherchen in knapp vierzig Ländern für Feature-Redaktionen des Deutschlandfunks, verschiedener ARD-Sender sowie u.a. auch DIE ZEIT und FAS, einige Auszeichnungen, Bücher zu den Themen MENSCHENWERTBERECHNUNG, DEMENZ und HEIMAT, zuletzt vorwiegend Theaterstücke mit Uraufführungen an den Staatstheatern Karlsruhe, Nürnberg und Weimar.
Bernd Graff berichtet - Lesezeit: sieben Minuten - in der Süddeutschen Zeitung von einem Essay, in dem der Chefjustiziar von Microsoft den Staat auffordert, die Bürgerrechte vor einer immer weiter um sich greifenden Gesichtserkennung zu schützen.
Ein texanisches Start-up arbeitet - so ein Beispiel - an einer Software, die Konzerttickets durch Selfies ersetzt. Wer für den Eintritt bezahlt hat, schickt ein solches Bild und wird später beim Einlass mit einer rasend schnell arbeitenden Gesichtserkennung identifiziert und eingelassen. Das ist bei weitem nicht nur praktisch.
Mittlerweile lässt sich in den USA einer der gut 320 Millionen Staatsbürger generell schneller über sein Gesicht als seine Fingerabdrücke identifizieren. Das von Amazon entwickelte und vertriebene Gesichtserkennungssystem „Rekognition“ ist dazu in der Lage "bis zu 100 Personen in Bewegtbildern von beliebigen Menschenmengen zu identifizieren und zu verfolgen", selbst wenn die Gesichter nicht durchweg zu sehen sind. Wegen der hohen Missbrauchsgefahr verlangen zahlreiche Bürgerrechtsorganisationen, dieses System nicht mehr an die US-Behörden zu verkaufen.
Und nun hat selbst einer der führenden Vertreter der mächtigen Konzerne erkannt, dass es so nicht weitergehen kann. Brad Smith, der oberste Jurist von Microsoft, gesteht ein, dass die Fortschritte in der Technologie Fragen aufwerfen, die nicht allein dem Gewinnstreben des Marktes überlassen werden können, da sie "an die Substanz der Verteidigung fundamentaler Menschenrechte wie Privatsphäre und Meinungsfreiheit" gehen.
Das ist, wie Graff treffend feststellt, in etwa so, als würde die deutsche Autoindustrie den Gesetzgeber auffordern, endlich die Abgaswerte zu kontrollieren, um die Bevölkerung zu schützen.
Man traut sich jetzt kaum, es zu bekennen, aber kann es sein, dass man Microsoft für seinen Vorstoß, den Wahnsinn einer wild auf uns losgelassenen KI-Identifizierung zu beenden, dankbar sein muss? Wenigstens ein bisschen?
Lesenswert!
Quelle: Süddeutsche.de GmbH, Munich, Germany sueddeutsche.de
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