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Technologie und Gesellschaft

Privatsphäre 2016: Durch Suchanfragen weiß Microsoft früher als Betroffene, ob sie Krebs haben.

Anke Domscheit-Berg
Publizistin, Unternehmerin, Aktivistin
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Anke Domscheit-BergFreitag, 17.06.2016

Es klingt absolut großartig, wenn Microsoft und die Columbia Universität verkünden, dass sie mittels ausgewerteter Suchanfragen (anonymisiert) von Millionen Nutzer*innen ca. 5-15 der Fälle von Bauchspeicheldrüsenkrebs identifizieren können - die Fehlerrate liegt dabei nahe Null (1 von 100.000). Denn gerade Bauchspeicheldrüsenkrebs hat eine sehr schlechte Prognose, jeder gewonnene Monat in der Diagnose kann deshalb Leben retten. Ein künftiger Anwendungsfall könnte sein, dass während man so vor sich hin googlet, sorry, in dem Fall "bingt" man natürlich, dass also die Suchmaschine einem empfiehlt, schnellstmöglich einen Arzt aufzusuchen:

The study hints at a future system that could assemble data points from searches and provide what amounted to a medical early warning system for users. It could even advise patients on what to say when consulting with doctors.

Die Analyse erfolgte rückwärts, man schaute also zuerst, wessen Suchanfragen indizierten, dass eine Diagnose auf Bauchspeicheldrüsenkrebs vorlag, danach wurde die Suchhistorie untersucht auf Frühindikatoren. Der Artikel weist zwar kurz darauf hin, dass die Macht einer Suchmaschine, Erkenntnisse zu höchst privaten Gesundheitsinformationen aus ihren Daten zu sammeln, auch Nachteile hat. Welche das sind, wird allerdings nicht weiter ausgeführt. 


Ich hätte mir ein paar Sätze dazu gewünscht, wie es so wäre, wenn eine Krankenversicherung oder ein künftiger Arbeitgeber oder ein beliebiger Hacker Zugriff auf diese intimen Daten erlangen könnte - legal oder illegal - und etwas mehr Kontext zu dem Fakt, wie aussagefähig unser Suchverhalten für Suchmaschinen (und alle ihre Datenkunden) ist. Kaum jemand ahnt, was unsere Suchen über uns aussagen, über Ängste, Leidenschaften, Interessen, Pläne. 


Service: 


1) Das Forschungspapier findet sich hier: http://jop.ascopubs.org/content/early/2016/06/02/JOP.2015.010504.full


2) Die Suchmaschinen duckduckgo oder Startpage speichern keine Daten. 

Privatsphäre 2016: Durch Suchanfragen weiß Microsoft früher als Betroffene, ob sie Krebs haben.

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