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Kurator'in für: Technologie und Gesellschaft Fundstücke
In Hohenlimburg geboren und in Berlin lebend. Recherchen in knapp vierzig Ländern für Feature-Redaktionen des Deutschlandfunks, verschiedener ARD-Sender sowie u.a. auch DIE ZEIT und FAS, einige Auszeichnungen, Bücher zu den Themen MENSCHENWERTBERECHNUNG, DEMENZ und HEIMAT, zuletzt vorwiegend Theaterstücke mit Uraufführungen an den Staatstheatern Karlsruhe, Nürnberg und Weimar.
Ein lesenswerter Artikel des weißrussischen Internetkritikers und Autors des Bestsellers "Smarte neue Welt" Evgeny Morozov, dessen interessante Analysen u. a. hier und hier und hier schon vorgestellt wurden.
Es geht darum, dass Facebook, Google und Co., die Morozov als „tatsächlich too big to fail“ bezeichnet, in einen fairen politischen Prozess gebracht werden müssen. Der zentrale Begriff seiner Ausführungen ist dabei der „Datenextraktivismus“, d. h. das Streben, so viele Daten wie möglich zu gewinnen und zu verarbeiten. Für den Fall, dass es Europa nicht gelingen sollte, dem Einhalt zu gebieten, prophezeit Morozov eine düstere Zukunft. Denn die ungeheuren Datenmengen werden längst nicht mehr primär zur Verbesserung diverser Service-Angebote für Internetsuche, Soziale Netzwerke oder Online-Shopping, sondern für die Verfeinerung von „Deep Learning“, also der Optimierung künstlicher Intelligenz genutzt. Das verschafft den digitalen Giganten eine Macht jenseits gesellschaftlicher, bzw. demokratischer Kontrolle.
Die Verfügbarkeit von vielen Daten und digitalen Technologien müsste theoretisch den Bürgern und Gemeinschaften viele Möglichkeiten eröffnen. Stattdessen riskieren wir, diese Technologien und Daten in den Dienst des immer noch undemokratisierten, technokratischen Apparates zu stellen, dessen Reichweite dank Datenextraktivismus und Digitalisierung des täglichen Lebens heute weit größer ist als je zuvor.
Insbesondere wir Europäer geraten dabei in immer größere Abhängigkeiten.
Europa bleiben wenige Möglichkeiten. Es kann seine Abhängigkeit vom Datenextraktivismus weiter erhöhen, indem es die Vorteile ausnutzt, solange sie noch andauern. Das würde auch eine zunehmende Abhängigkeit von Amerika oder China bedeuten, denn es fehlen eigene, ebenbürtige digitale Größen. Es ist nicht zu früh, vom Techno-Kolonialismus zu sprechen – nur dass Europa diesmal Opfer und nicht Nutznießer sein wird.
Quelle: Süddeutsche.de GmbH, Munich, Germany Bild: dpa sueddeutsche.de
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