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Technologie und Gesellschaft

Virtual Reality: Warum die "Empathiemaschine" ein Mythos ist

Sonja Peteranderl
Reporter

Senior Editor @Wired_Germany. Co-Founder @BuzzingCities Lab. Berichtet auch für andere Medien wie Spiegel Online über internationale Politik, Tech, Cyber & Crime, OC, oft aus Lateinamerika/Mexiko.

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Sonja PeteranderlMittwoch, 01.11.2017

Mit 360 Grad-Videos und Virtual Reality wird das Publikum mitten ins Geschehen gebeamt – auch in Erdbebengebiete, zu Tatorten von Schießereien oder in Szenen häuslicher Gewalt. So soll ein Mitgefühl für die Personen erzeugt werden, die die gefährlichen Situationen tatsächlich ausstehen müssen. Virtual Reality gilt als "empathy machine" – doch das Konzept hat seine Grenzen.

Ainsley Sutherland, Fellow des BuzzFeed Open Lab, zerlegt in ihrem Beitrag den Mythos von VR als "Empathiemaschine". Präsenz allein führe noch nicht zu Empathie, argumentiert sie an zahlreichen Beispielen.

One lesson we can take away from these missteps is that presence is not empathy, nor is emotion itself empathy. A better working definition might be that empathy arises when we ourselves change in relation to an object, person, experience — not just when we feel bad, or when we send money, but when we develop a new relationship to ourselves informed by that experience.

Wie immer gilt: Die technologische Innovation allein löst noch keine gesellschaftlichen Probleme, vor allem nicht, wenn der Besuch von Katastrophen- oder Kriegsgebieten als unterhaltsamer Thrill missbraucht wird. Bei ihrem Spaziergang mit der VR-Anwendung Facebook Spaces geben sich Facebook-Chef Zuckerberg und Facebooks Head of Social VR Rachel Rubin etwa begeistert einen High five – vor dem Hintergrund der überschwemmten Karibikinsel Puerto Rico, die Hurrikan Maria völlig verwüstet hatte. Empathiefaktor: ausbaufähig.

Virtual Reality: Warum die "Empathiemaschine" ein Mythos ist

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Kommentare 2
  1. Christian Huberts
    Christian Huberts · vor 7 Jahren

    Wichtiger Piq! Vor einigen Wochen habe ich das Thema im Zusammenhang mit einer VR-»Erfahrung« des Holocausts ebenfalls angeschnitten: https://www.piqd.de/te.... Empathie als Zielstellung von Virtual Reality steht wohl auch vor konkreten psychologischen Problemen: Laut dem Psychologen Paul Bloom führt Empathie dazu, den Fokus auf Einzelschicksale zu legen und die komplexeren Kontexte auszublenden (»spotlight effect«). Außerdem ist es kaum möglich, für mehr als einer Hand voll Menschen gleichzeitig Empathie zu empfinden (»innumeracy«). Das Ergebnis ist oft, dass Menschen von VR emotional überrumpelt werden und statt zum Handeln überzugehen, sich eher in passive Resignation oder Zynismus zurückziehen (»empathy fatigue«). So verwundert dann auch das High-Five im virtuellen Puerto Rico nicht mehr. Dennoch ist da ein großes Potential von Virtual Reality, Menschen in andere Perspektiven zu versetzen. Allerdings müsste wohl – trotz der Verlockungen virtueller Nähe – auf mehr emotionale Distanz geachtet werden.

    1. Sonja Peteranderl
      Sonja Peteranderl · vor 7 Jahren

      Danke für die Ergänzung!

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